Kumaon

[887] Kumaon, District der nordwestlichen Provinzen des Anglo-indischen Reichs, umfaßt, außer der eigentlichen Landschaft dieses Namens, auch das östliche Gurhwat u. wird begrenzt von der Chinesischen Tatarei, Nepaul, Rohilcund, dem Staate Gurhwat u. dem britischen Districte Dehra Dron; hat große klimatische Verschiedenheiten, Erdbeben sind nicht selten. Der niedere Theil des Landes besteht entweder aus Bhawar (Waldstrichen) od. Terrai (Sumpfland); den größten Theil jedoch erfüllen ungeheuere Bergmassen, deren Gipfel zu den höchsten des ganzen Himalaya gehören. Die Nordostgrenze wird durch eine hohe Kette gebildet, welche die Stromgebiete des Ganges u. Indus scheidet; über dieselbe führen der Nitipaß (16, 895 Fuß), der Manapaß (über 20,000 Fuß), der Byansepaß (an 15,000 Fuß); südlich u. südwestlich werden diese Pässe wieder durch mächtige Berggipfel, wie den Nandadevi von 25, 749 Fuß Höhe, überragt, welche besondere, durch Stromläufe geschiedene Gruppen bilden. Die Hauptflüsse des Alpenlandes sind: Kalee, der östliche Douli, der Goonka od. Gorigunga, der westliche Douli u. die Vishnagunga, welche beide letztre nach ihrer Vereinigung Alukuanda heißen, im südlichen Theil die Kosila u. die Ramganga; alle gehen dem Ganges zu. K. besitzt große Mineralreichthümer, welche jedoch nur erst theilweise nutzbar gemacht sind; Gold, wird in Alukuanda gewaschen, Kupfer- u. Bleiminen; die Waldungen sind reich an schönen Nutzhölzern, unter den mannigfachen Fruchtbäumen findet sich auch der Churi od. Butterbaum; unter den zahlreichen Thierarten des Landes sind Elephanten im Terrai, Tiger, Leoparden, Bären, Cheang od. wilde Esel u. eine Art von Elenn (Cervus axis). In den niederen, wärmeren u. fruchtbaren Theilen des Landes säet man jährlich zwei Ernten aus; die erste (im Herbst gesäet) liefert u.a. Weizen, Gerste, Hülsenfrüchte, Tabak, Flachs etc.; die zweite (im Frühjahr gesäet) liefert Reis, Baumwolle, Indigo, Mais, Sorghum, Sesam, Ingwer etc.; man baut auch etwas Thee u. Zuckerrohr, bes. viel Hans. Der Handel zwischen K. u. der Chinesischen Tatarei ist von Wichtigkeit, weil mehre Hauptstraßen das Land durchschneiden. Die Bevölkerung besteht zum großen Theil aus arischen Hindus, welche eine Mundart des Hindi sprechen; nichtarischen Stammes sind die Doms (die Kastenlosen), welche das Hindi, u. die Bhootias, welche eine tibetanische Mundart sprechen. Fast sämmtliche Bewohner des Landes, von denen 166, 755 auf das eigentliche K. (328 QM.), 132, 744 auf das östliche Gnrhwal kommen, bekennen sich zum Brahmaismus, welcher hier viele heilige Stätten, wie Kedarnath, Badrinath, Deoprayag, Rudraprayag, Kurnaprayag, Nundaprayag u. Vishnuprayag, besitzt. Das Land ist seit 1815, wo es die Ghoorkay verloren, britisches Besitzthum. Hauptstadt ist Almora.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 887.
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