Labiaten

[945] Labiaten (Labiatae), Lippen- od. Rachenblüthler, Pflanzenfamilie aus der Klasse der Nuculiferae, Blumenkrone unregelmäßig, meist rachenförmig, zwei od. vier meist paarweise stehende Staubgefäße, in letzterem Falle zwei länger als die anderen zwei, vier Fruchtknoten, ein Griffel mit zweispaltiger Narbe, Keimling ohne Eiweiß, mit den Würzelchen nach unten; Kräuter, Halbsträucher u. Sträucher, mit gegenüberstehenden od. quirlförmigen, oft vierkantigen Asten, entgegengesetzten, abwechselnden od. quirlförmigen, einfachen, ganzen od. getheilten Blättern, ohne Nebenblätter. Tribus I: Ocimoideae; Subtribus 1: Moschosmeae; Subtr. 2: Plectrantheae, Subtr. 3: Hyptideae, Subtr. 4: Nepeteae; Trib. II: Menthoideae; Subtr. 1: Pogostemeae, Subtr. 2: Elsholtzieae, Subtr 3: Mentheae, Subtr. 4: Meriandreae; Trib. III: Monardeae; Subtr. 1: Salvieae, Subtr. 2: Rosmarineae, Subtr. 3: Hormineae; Trib. IV: Satureineae, Subtr. 1: Origaneae, Subtr. 2: Hyssopeae, Subtr. 3: Cunileae; Trib. V: Melissinae; Trib. VI: Scutellarineae; Trib. VII: Prostanthereae; Trib. VIII: Nepeteae; Trib. IX: Stachydeae; Subtr. 1: Melitteae, Subtr. 2: Lamieae, Subtr. 3: Marrubieae, Subtr. 4: Balloteae; Trib. X:Prasieae, Trib. XI: Ajugoideae. Die L. sind in der Alten Welt häufiger, als in der Neuen, am häufigsten auf der nördlichen Halbinsel zwischen 40° u. 50° nördl Breite, bes. am Mittelmeere, nehmen an Zahl nach Pol u. Äquator zu ab, sind in der heißen Zone selten; sie scheinen den Kalk zu lieben; sie sind in den Blüthen u. unter der Oberhaut der grünen Theile reich an ätherischen Ölen, bes. kurz vor od. während der Blüthezeit, enthalten aber in Blumen u. Blüthen auch bittere Extractivstoffe u. bittere harzige Stoffe, doch so, daß die Öle nicht überwiegen, daher sind fast alle L. gewürzhafte od. gewürzhaftbittere Pflanzen. Viele dienen als Wohlgeruchsmittel, z.B. Lavandula vera De C., welche den Lavendelgeist u. das Lavendelöl liefert, andere als Gewürze, wie Satureia hortensis L., Lavandula basilicum L., Salvia officinalis L., Origanum majorana L., Thymus vulgaris L.; viele werden als nervenstärkende Arzneimittel äußerlich (in Bädern, Aufschlägen) od. innerlich (bes. als Thee) angewendet, wie vor allen Mentha, Thymus, Ocymum, Melissa, Salvia. Der Reichthum an bitteren Stoffen verleiht einigen (Cunila marina L., Teucrium flavum L., Stachys palutris L.) fieberwidrige Kräfte; die Wurzel von Betonica officinalis L. wirkt frisch purgirend, getrocknet emetisch; keine einzige Pflanze dieser Familie ist giftig. In technischer u. forstlicher Hinsicht sind die L. ohne Bedeutung, von nur geringer in ökonomischer Rücksicht, in den außer der Anwendung als Gewürze nur von einigen das junge Kraut als Gemüse gegessen wird.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 945.
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