Masern

[941] Masern, 1) (Morbilli), fieberhafter, meist epidemisch auftretender ansteckender u. den Menschen gewöhnlich nur einmal befallender Hautausschlag, aus kleineren Flecken von blaßrother Farbe bestehend u. in kleienartiger Abschuppung endend; in der Regel von katarrhalischer Affection der Augen u. Nase u. der Lungen begleitet, welche dem eigentlichen Hautausschlag mehre Tage vorausgehen. Der Ausschlag selbst beginnt vom Gesicht u. Hals u. schreitet allmälig von oben nach unten fort unter Fortdauer od. auch Zunahme der allgemeinen Erscheinungen. 3 bis 9 Tage nach dem Ausbruch verblaßt der Ausschlag u. schwindet in derselben Ordnung, wie er erschien, u. die Fieberzufälle mäßigen sich. Der Ausschlag schwindet zuweilen rasch von der Haut durch[941] Verkühlung od. sonstige Fehler, u. es treten dann nicht selten heftige Erscheinungen ein. Man nennt dies das Zurücktreten der M. Oft ziemlich spät erst erfolgt die kleien- od. staubartige Abschilferung der Haut, u. zuweilen geht sie ganz unmerklich vor sich od. zieht sich wochenlang hinaus. Die Anlage zur Maserkrankheit ist nicht so weit verbreitet, als die zu den Pocken. Am häufigsten wird das kindliche Alter u. selten dasselbe Individuum zum zweiten Male von den M. befallen. Die Masernepidemien herrschen meist in der ersten Hälfte des Jahres bei naßkaltem Wetter, beginnen oft schon im Winter u. stehen nicht selten mit Keuchhusten, Grippe u. Scharlachepidemien in Verbindung. Ihre Verbreitung geschieht durch das sogenannte Masermiasma, aber auch durch Übertragung mittelst des Masercon, tagiums, welches flüchtig ist u. bes. in der Abschuppungszeit sich erzeugt. Unechte M. nannte man leichtere Anfälle ohne erhebliches Fieber, verschiedene Friesel, ohne nachfolgende Abschuppung, wie man deren zu Anfang u. zu Ende jeder Masernepidemie beobachtet. Die Hauptgefahr bei den M. besteht in den dieselbe begleitenden entzündlichen Zufällen im Schleimhautsysteme, bes. der Athmungsorgane, welche allerdings den Tod od. bösartige Nachkrankheiten bedingen können. Namentlich entwickeln sich skrophulöse u. tuberkulöse Übel gern nach M. u. nehmen dann bösartige Formen an. Als verbannende Mittel empfiehlt man die Schwefelblumen u. mineralische Räucherungen u. hat auch die Impfung (Maserninoculation) angewendet. Die Behandlung hat vorzüglich auf Verfinsterung des Zimmers u. auf Erneuerung der Luft ohne Zug u. schroffen Temperaturwechsel zu sehen. 2) Krankhafte, in gefärbten Flecken bestehende Beschaffenheit, welcher manches Holz, besonders von Birken, Pappeln, Ahorn, in späteren Jahren u. zumal dann unterworfen ist, wenn die Bäume auf dürrem od. steinigem Boden wachsen. Die M. beruhen auf einem häufigeren u. verwickelteren Ansatz von Knoten im Holze u. darauf, daß eine Menge Knospen in ihrer Ausbildung zurückbleiben. Durch öfteres Auslichten der Zweige wird die Maserbildung befördert. Solches maserig gewordene Holz (Maserhol) wird vorzugsweise von Tischlern zu ausgelegten Arbeiten, auch von Drechslern u. Holzschneidern zu Dosen, Stockknöpfen etc. benutzt. S. Märten, Theorie über die Entstehung des Maserholzes, Wien 1815.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 941-942.
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