Maulbronn

[17] Maulbronn, 1) Oberamt im württembergischen Neckarkreise, 3,10 QM.; Feld-, Wein- u. Tabaksbau, ansehnliche Waldungen, fischreiche Seen, Strumpfwirkerei, Fabrikthätigkeit an einigen Orten; 21,530 Ew. Der größte Theil des Bezirkes gehörte zu dem Kloster M.; 2) Pfarrdorf darin, an der Salza; Sitz mehrer Bezirksstellen, Seminar für protestantische Theologen in den ehemaligen Klostergebäuden, mit noch erhaltenen Hallen u. Kreuzgängen u. Kirche im Byzantinischen Styl, Hanf-, Flachs- u. Sackleinwandfabrikation, Werksteinbrüche. Hierzu der Scheuelberg u. der Weiler Eilfingen mit Weinbau; 670 Ew. Das ehemalige unter dem Bisthum Speier stehende Cistercienserkloster wurde 1138 zu Eckenweiher von Walter von Lommersheim gestiftet u. 1148 hierher verlegt; 1504 kam es mit dem Amt im Pfälzischen Kriege an Württemberg; 1564 hier das Maulbrunner Colloquium (Colloquium Maulbrunnense) zwischen württembergischen u. pfälzischen Theologen, unter persönlicher Anwesenheit des Herzogs Christoph von Württemberg u. des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, über die Ubiquität des Leibes Christi u. die Abendmahlslehre, wo man aber zu keinem Resultat kam, doch schrieben sich beide Theile den Sieg zu, u. deshalb wurden nachher mehrere bittere Schriften gewechselt; vgl. Klunzinger, Das Religionsgespräch zu M., in der Zeitschrift für historische Theologie 1849. Am 19. Jan. 1576 hier Zusammenkunft württembergischer, badischer u. hennebergischer Theologen, um eine von Osiander u. Bidembach entworfene Vereinigungsformel zu prüfen u. zu unterschreiben, Maulbronner Formel, welche eine der wichtigsten Vorarbeiten zur Concordienformel bildet, s.u. Concordienformel. Im Septbr. 1576 kamen in M. wieder Vertreter derselben Landeskirchen zusammen, um das Torgische Buch zu begutachten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 17.
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