Putbus [2]

[706] Putbus. Dieses Haus stammt, gleich den Herzögen von Pommern u. Mecklenburg, von den alten wendischen Königen ab u. ist ursprünglich eine apanagirte Linie der Fürsten von Rügen, für deren Ahn Prinz Stolslaw gilt. Laut Vergleich vom Jahr 1249 wurde Borante, der Enkel Stolslaws, von Jaromir II., dem Enkel seines Großoheims, in Besitz der Grafschaft Strege, der Halbinsel Jasmund u. des Schlosses Putbus (Podebusk) mit 15 Dörfern mit vollen Hoheitsrechten gesetzt u. nannte sich nach dem Schlosse P. 1483 theilten sich die Nachkommen Borante's in zwei Linien, die Dänische (Pridborische) u. die Rügensche (Waldemarische), welche letztere 1704 ausstarb. Die Dänische Linie, welche nun auch in Rügen u. Pommern succedirte, erhielt aber schon 1727 in der Person Malte's, Barons von Einsiedelsburg u. Kiorop, die deutsche Reichsgrafenwürde u. 1728 die Bestätigung als Erblandsmarschall von Neu-Vorpommern u. Rügen, welches Amt die Familie seit 1650 besaß, u. wurde 1731 auch in den schwedischen Reichsgrafenstand u. 1807 in den schwedischen Fürstenstand erhoben; 1815 wurde diese Würde von Preußen bestätigt u. 1817 dem Fürsten das Prädicat Durchlaucht ertheilt. Der Fürst zu P. hat seit 1823 eine Virilstimme in den Provinzialständen von Pommern u. Rügen u. den erblichen Vorsitz auf den Communallandtagen. 1845 wurde die Majoratsherrschaft P. u. Spycker zu einer Grafschaft erhoben u. der Besitzer 1847 Mitglied der Herrencurie des vereinigten Preußischen Landtages. Der letzte männliche Sproß der Familie war Wilhelm Malte, Fürst u. Herr zu P., Graf zu P. u. Spycker, geb. 1. Aug. 1783, wurde schwedischer Fürst 1807, von Preußen 1815 bestätigt, 1818 Generallieutenant, Generalgouverneur u. Erblandmarschall von Neu-Vorpommern u. Rügen, Mitglied des preußischen Staatsraths, Chef des zweiten Landwehrregiments u. Kanzler der Universität Greifswald; er ging 1838 als preußischer Botschafter zur Krönung der Königin Victoria nach London u. stiftete 1839 eine neue Fideicommißurkunde, nach welcher, da der Fürst keine Söhne hatte u. sein Bruder, Graf Moritz Karl zu P. (geb. 1785) auf die Succession verzichtete, der zweite Sohn seiner ältesten Tochter, Graf Wilhelm (s. unten) berufen werden sollte. Nach dem eventuellen Aussterben des Stammes seiner ältesten Tochter sollten Würden u. Güter an die Nachkommen seiner zweiten Tochter, Gräfin Asta Luise, vermählter Freiin von Veltheim auf Bartensleben, fallen. Fürst Wilhelm Malte st. 26. Sept. 1854, u. ihm folgte zunächst als lebenslängliche Nießbraucherin in der Grafschaft P. u. Spycker auf Rügen seine Gemahlin Luise, Fürstin u. Herrin zu Putbus, geb. Freiin von Lauterbach, verwittwet gewesene Gräfin von Veltheim, geb. 7. Oct. 1784; nach ihrem Tode 27. Sept. 1860 ihr Enkel, Fürst Wilhelm Malte, Sohn ihrer ältesten Tochter Clotilde u. Friedrichs Grafen von Wylich u. Lottum, geb. 16. April 1833, seit 1857 vermählt mit Wanda, geb. Freiin von Veltheim-Bartensleben (geb. 12. Juli 1838).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 706.
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