Quatremère

[745] Quatremère (spr. Kattrmähr), 1) Antoine Chrysostome Q. de Quincy, geb. 1755 in Paris, war vor der Revolution Rath beim Gerichtshofe des Chatelet u. wurde 1791 Abgeordneter der Stadt Paris bei der Gesetzgebenden Versammlung; während der Schreckensregierung war er als Monarchist Monate lang verhaftet u. wurde als einer der Anführer des Aufstandes vom 13. Vendemiaire (5. Oct.) 1795 gegen den Convent von einem Militärgericht zum Tode verurtheilt, entkam jedoch. Er kehrte 1796 zurück, wurde im folgenden Jahr Abgeordneter des Seinedepartements bei der Gesetzgebenden Versammlung u. Mitglied des Raths der Fünfhundert u. entging, am 18. Fructidor als Royalist mit geächtet, kaum der Deportation nach Cayenne. Nach dem 18. Brumaire 1799 zurückberufen, wurde er 1800 Mitglied u. Secretär des Allgemeinen Raths des Seinedepartements u. 1803 Mitglied der Akademie der Inschriften; nach der Restauration wurde er Censor, welche Stelle er während der Hundert Tage verlor, 1816 Redacteur des Journal des Savans für die Abtheilung der Schönen Künste, auch nach Denons Abdankung einstweiliger Generaldirector des Museums, 1823 königlicher Censor der Theater u. st. 8. Decbr. 1849 in Paris. Er schr.: Mémoire sur l'état de l' architecture chez les Egyptiens, Par. 1803; Dictionnaire d' architecture, ebd. 1786 ff., 3 Bde.; Considérations sur les arts, ebd. 1791; Le Jupiter Olympien, ebd. 1814; Essais sur la nature, le but et les moyens de l' imitation dans les beaux arts, ebd. 1823; Histoire de la vie et des ouvrages de Rafael. ebd. 1824, 2. A. 1833 (deutsch Quedl. 1835); Monuments et ouvrages d' art antique restitués, Par. 1826 ff., 2 Bde.; Vie des plus célèbres architectes, ebd. 1830, 3 Bde. (deutsch Darmst. 1831, 2 Bde); Canova et ses ouvrages, Par. 1834. 2) Denys Bernard Q. Disjonval, Bruder des Vor., geb. 1754 in Paris, studirte Naturwissenschaften, legte eine Seidenspinnerei an, fallirte aber 1786, ging darauf nach Spanien, diente 1789 unter den holländischen Patrioten, wurde von der Oranischen Partei gefangen u. beobachtete während dieser Gefangenschaft vorzüglich die Spinnen als Wetterpropheten. Aus seinem Gefängniß wußte er 1794 Pichegrü von dem nahen Froste zu unterrichten, welche Prophezeiung dieser zu den Vorbereitungen seines Angriffs auf Holland auf dem Eise benutzte. Q. kehrte 1796 nach Frankreich zurück u. war auch ferner als Wetterprophet thätig. Später wurde er Napoleon verdächtig u. verbannt; nach der Restauration lebte er in Marseille, dann in Bordeaux u. st. 1830 daselbst. Er schr.: Examen chimique de [745] l'indigo, Par. 1777; Découverte des sels triples, ebd. 1784; Aranéologie, ebd. 1797, u. m. a. 3) Etienne Marc, geb. 1782 in Paris, war zuerst an der königlichen Bibliothek angestellt, wurde 1809 Professor der Griechischen Literatur an der Facultät in Rouen, 1819 Professor der Orientalischen Sprachen am Collège de France in Paris u. starb daselbst 18. Septbr. 1857. Er schr.: Recherches sur la langue et la lit. de l'Egypte, Par. 1808; Mém. geogr. et hist. sur l'Egypte, ebd. 1811, 2 Bde.; Obs. sur quelques points de la géogr. de l'Egypte, ebd. 1812; gab heraus Raschid Ed-Dins Geschichte der Mongolen, ebd. 1837 (1. Bd. der Collection orientale); Chrestomathie en turk oriental, Par. 1841; Ebn Chaldun's Geschichtliche Prolegomena u. Abu Schamrs Leben Noradins u. Saladins, beide mit Übersetzung u. Anmerkungen; u. übersetzte Makrizi Geschichte der Mameluckensultane Ägyptens, ebd. 1837–40,2 Abtheil.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 745-746.
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