Sporn [1]

[586] Sporn, 1) Werkzeug, welches sich der Reiter am Fuße befestigt, um damit das Pferd in die Seite zu stoßen u. dasselbe so zum schnelleren Laufe anzutreiben, od. für Fehler zu strafen. Der S. besteht aus einem Bügel (Sporenbügel), welcher den unmittelbar über dem Absatz befindlichen steifen Theil des Stiefels umschließt. Bei der einfachsten Art S-en befindet sich hinten am Bügel ein spitziger Dorn, od. gewöhnlicher eine kleine Stange, welche gerade, od. etwas gebogen, bisweilen auch in Gestalt eines S gebogen ist. Am äußersten Ende dieser Stange ist in einem Schlitze derselben eine kleine scharfe od. gezahnte Scheibe drehbar angebracht. Man hat zwei Hauptarten Sporen: a) die Anschnallsporen werden mit zwei Riemen (Sporenriemen) am Fuße befestigt, der eine Riemen ist an beiden Enden des Sporenbügels befestigt, geht vor dem Absatze unter der Sohle hinweg; der andere Riemen geht von der inneren Seite des Sporenbügels über die Fußbeuge hinweg u. wird mit einer an der äußeren Seite befindlichen Schnalle zugeschnallt. Damit der S. nicht von dem Stiefel hinabrutscht, ist ein kleines, schmales, aber dickes Stück Leder (Sporenträger, Sporenhalter) hinten an dem Stiefel gleich über dem Absatz angenäht. Bei den b) Schraubsporen sind die Endendes Bügels mit einem kleinen Loche versehen u. werden mittelst Holzschrauben zu beiden Seiten des Absatzes fest an das Holz des Absatzes geschraubt. Die Stange ist nicht immer mit dem Bügel aus einem Stücke, sondern sie wird oft in ein Loch des Bügels eingesteckt u. durch eine Feder darin festgehalten; dann kann man die Bügel für immer angeschraubt lassen, die Stangen aber zu seiner Bequemlichkeit herausnehmen, wenn man sie nicht braucht. Man macht die S. von Eisen, welche dann häufig mit Zinn plattirt werden, von Stahl, Messing, Argentan od. Silber. Die S. der Alten (gr. Kentra, lat. Calcaria) waren einfache eiserne Spitzen; bei den Rittern waren sie Anfangs vielleicht gleich an die metallenen Fußbedeckungen angefügt; 2) große hölzerne Klötze mit einer viereckigen Vertiefung, in welcher der untere Theil der Masten steht; 3) so v.w. Strebepfeiler; 4) bei Brücken eine Art Eisbäume; 5) eiserner Beschlag am Kopfe der Stampfen; 6) ein schmaler Einbau (Buhne), welcher vom Ufer in den Strom gemacht wird; 7) (Hinterknorren), bei manchen Vögeln, bes. bei den hühnerartigen, zehenähnlicher Fortsatz des Fußes ohne Gelenk über den Zehen, auch bei einigen vorn an den Flügeln; 8) (Jagdw.), so v.w. Afterklauen; 9) (Calcar), sackförmige od. kegelförmig-röhrige Verlängerung der Blumenkrone gegen den Blumenstiel hin, s.u. Blüthe II. A) a) bb).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 586.
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