Sprödigkeit

[605] Sprödigkeit, 1) Eigenschaft eines Körpers, welcher unbiegsam ist u. eher zerbricht, als die geringste Biegung od. Ausdehnung erleidet, bes. von Metallen; 2) Eigenschaft gewisser fester Körper, bei welcher die Moleküle derselben durch Wärmebindung sich in möglichst wenig Punkten (Gegenstellen) berühren u. daher in einzelnen Richtungen in unverrückbarer Lage beharren, welche sie nicht anders, als durch gewaltsame Trennung aufgeben, daher S. mit Brüchigkeit so ziemlich zusammenfällt. Die S. ist der Dehnbarkeit entgegengesetzt. Da die Kälte letztere schwächt u. endlich ganz aufhebt, so werden alle dehnbaren od. biegsamen Körper bei starken Kältegraden spröde, u. oft so, daß sie sich pulvern lassen, wozu überhaupt stets ein gewisser Grad von S. erfordert wird. Auch heftiges Hämmern erhöht bei verschiedenen hämmerbaren Körpern deren S., während mäßiges Hämmern nur deren Härte steigert, ohne es zur S. kommen zu lassen. Ferner wird durch rasches Abkühlen heißer Körper, namentlich wenn der Übergang derselben aus dem tropfbar-flüssigen od. weichen Zustande in den starren beschleunigt wird, die S. erhöht, z.B. bei Glas u. bei manchen Metallen. Verwandt mit der S. ist die expansible Federhärte od. die mit Elasticität (s.d.) gepaarte Härte, vermöge welcher Eigenschaft ein zusammendrückbarer Körper nach Entfernung des Drucks durch sein Ausdehnungsvermögen seinen vorigen größeren Raum rasch wiederum einnimmt, während Körper mit contractiler Federhärte nur halbhart sind u. wieder in den vorigen engeren Raum zurückgehen, wenn die sie auseinander ziehende Gewalt nachgelassen hat. So sind die meisten Steine, Stahl u.a. expansibel-, Kautschuk dagegen contractil-federhart. Alle spröden Körper sind unhämmerbar; im Gegentheil geben sie beim Einfluß des Hämmerns od. noch geringerer Eingriffe ihren Zusammenhang auf u. zerbrechen, sind daher leicht zu pulverisiren. Hierher gehören die Bologneser Flaschen u. die rasch abgekühlten Glastropfen. Auch chemische Einwirkung vermag die S. zu erhöhen od. hervorzurufen, so lassen sich manche an sich zähe Körper pulvern, wenn sie mit Alkohol (der ihnen das Wasser entzieht u. so den Grund der Zähigkeit aufhebt) befeuchtet werden; 3) Eigenschaft eines Menschen, daß er nicht gefällig u. geschmeidig im Umgang ist u. sich nicht leicht in Andere fügt. Vorzüglich nennt man die Frauenzimmer spröde, wenn sie entweder aus angebornem Widerwillen od. wegen eigenthümlicher Begriffe von Anstand u. Sitte od. um dadurch zu besonderen Zwecken zu gelangen, den Artigkeiten der Männer widerstreben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 605.
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