Vercelli [1]

[455] Vercelli (spr. Wertschelli, französisch Verceil), 1) vor 1819 Provinz des sardinischen Fürstenthums Piemont, an Val Sesia, Novara, Vigevano, Mortara, Casale, Asti u. Biella grenzend; 161/2 QM., Ew.: über 97,000; bildet jetzt einen Bezirk der italienischen Provinz Novara; 2) Hauptstadt darin, am Kanale von Santhia, rechts unweit der Sesia u. Knotenpunkt der Eisenbahnen nach Turin, Genua, Mailand u. Arona; hat Bischof, Kathedrale mit zwei Kapellen u. Schatzkammer, worin ein angeblich vom Evangelist Marcus eigenhändig geschriebenes Evangelium aufbewahrt wird, schönes Thor (Thor von Mailand), neun Kirchen, zwei Hospitäler (das eine mit Museum u. Botanischem Garten, Bischöflichem Seminar, Gymnasium, Waisenhaus; 18,400 Ew.; in der Umgegend viel Reis- u. Seibenbau. – V. hieß im Alterthum Vercellä u. war die Hauptstadt der Libici im Cisalpinischen Gallien. Sie war noch im ersten Jahrh. v. Chr. ein offener Flecken, wurde aber nachher ein römisches Municipium, befestigt u. nicht unbedeutend, verfiel aber seit dem vierten Jahrh. wieder. Das Schlachtfeld, wo Marius 101 v Chr. die Cimbern schlug, wird nur irrthümlich nach Plutarch in die Nähe von V. versetzt (es war vielmehr bei Verona). Das dasige Bisthum ist sehr alt. Auf dem Concil zu V. 1050 wurde Berengar von Angers verdammt. 1228 wurde hier eine Universität gestiftet, welche später wieder einging. Im Mittelalter hatte V. verschiedene Herren, war auch eine Zeitlang Republik, kam später unter Mailand u. 1427 an Savoyen, indem Herzog Amadeus VIII. die Tochter des Herzogs Philipp von Mailand heirathete, u. Herzog Karl III. hielt sich, nachdem er von den Franzosen fast aus seinem Lande vertrieben war, hier bis zu seinem Tode (1553) auf Am 10. Oct. 1495 hier Friede zwischen Karl VIII. von Frankreich u. Herzog Ludovico Moro von Mailand. 1638 wurde V. von den Spaniern erobert, aber im Pyrenäischen Frieden 1659 an Savoyen zurückgegeben. Am 20. Juni 1704 wurde V. den Franzosen u. 26. Juli 1717 den Spaniern übergeben, aber im Frieden von Pavia dieses Jahres kam es wieder an Savoyen. Vgl. Bellini, Antichità di V., Turin 1659.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 455.
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