Verden

[457] Verden (spr. Fehrden), 1) früher ein Bisthum, jetzt Herzogthmn zum hannöverschen Landdrosteibezirk Stade gehörig, an das Herzogthum Bremen, das Fürstenthum Lüneburg u. die Grafschaft Hoya grenzend, 24,19 QM. mit 36,950 Ew., von der Wümme u. ihren Zuflüssen (Veerse, Windau u.a.) bewässertes, zum Theil sumpfiges od. haidereiches Land; besteht aus der selbständigen Stadt V. u. den Ämtern V. (mit 13,065 Ew.) u. Rotenburg. Das Bisthum V. wurde 776 (nach Anderen 780) von Karl dem Großen gestiftet; der erste Bischof war nach Einigen der Angelsachse Suidbert, nach Anderen der Abt Patto von Amerbach; die früheren Bischöfe residirten zu Konnede od. zu Bardewiek. Zur Zeit der Reformation war der Bischof Gregor von Braunschweig lutherisch u. reformirte sein Bisthum; zwar bemühte sich später der Bischof Franz Wilhelm die Katholische Confession wieder einzuführen, wurde aber im Dreißigjährigen Kriege von den Schweden verjagt, worauf der Erzbischof von Bremen, Johann Friedrich, das Stift in Besitz nahm. Im Westfälischen Frieden, 1648, wurde es aber zu einem Herzogthum erhoben u. Schweden als erbliches Reichslehn überlassen. Es theilte nun die Schicksale des Herzogthums Bremen (s.d.), kam 1715 durch Kauf an Hannover u. Schweden trat es im Frieden von 1719 förmlich ab. Seit 1807 von den Franzosen besetzt, wurde es zum Königreich Westfalen geschlagen, 1814 aber wieder mit Hannover verbunden. 2) Stadt darin, an der Aller (mit Brücke) u. der Eisenbahn Hannover-Bremen, Sitz der Obergerichts- u. Steuerbehörden, einer Commandantur, hat gothische Domkirche ohne Thurm, Gymnasium, Gewerbeschule, Freimaurerloge Marie zum Rautenkranz, Tabaksfabrikation, Bierbrauerei, Schifffahrt, Speditionshandel, Fischerei; 5780 Ew. In der Nähe der Uhlenmüller Gefundbrunnen, dem Pyrmonter sehr ähnlich. V. wurde von Karl dem Großen gebaut, welcher 782 hier 4500 Sachsen enthaupten ließ (s. Sachsen S. 653), 1626 u. 1631 von den Kaiserlichen, 1633 von den Schweden u. Lüneburgern, 1644 von den Schweden unter Königsmarck u. 1675 von den Münsterschen erobert. 1719 kam es definitiv an Hannover. Vgl. Bergmann, Der Dom zu V., Hannover 1833; Wilhelm von Hodenberg, Verdener Geschichtsquellen, Celle 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 457.
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