Dyk

Dyk

[614] Dyk (Anton van), berühmter Historien- und vorzüglich Portraitmaler und der ausgezeichnetste Schüler von Rubens (s.d.), geb. 1599 zu Antwerpen, war der Sohn eines geschickten Glasmalers und einer als kunstvolle Stickerin berühmten Mutter.

Seine Ältern unterrichteten ihn zuerst im Zeichnen, die höhere Ausbildung verdankte er aber dem ausgezeichneten antwerpener Künstler Heinr. van Palen, gest. 1632, und nachher Rubens, der ihm sehr bald die Ausführung mancher seiner eignen Entwürfe anvertraute, sodaß er dessen Gehülfe wurde. Bevor D. eine ihm von seinem Meister anempfohlene Reise nach Italien antrat, machte er ihm ein Ecce homo, einen Christus im Garten und das Bildniß seiner Gattin zum Geschenk, wofür ihm Rubens ein herrliches Roß zustellte. Allein schon im Dorfe Savelthem bei Brüssel ließ ihm eine schöne Bäuerin D. seine Reise so vergessen, daß er dort blieb, zwei Altargemälde für die Dorfkirche ausführte, deren eins in einer heiligen Familie, die Geliebte und ihre Ältern, das andere ihn selbst als h. Martin darstellt, und nur die dringendsten Vorstellungen seiner Freunde konnten ihn endlich zur Fortsetzung seiner Reise bewegen, die ihn zuerst nach Venedig, dann nach Genua und Rom führte. Seine Anwesenheit in Italien benutzte er theils zu Studien der Werke ital. Meister, theils fand er als Portraitmaler vorzüglich in Genua und in Rom viel Beschäftigung, wo er sich durch ein höchst gelungenes Bildniß des Cardinals Bentivoglio dessen Gunst erwarb, allein von der Eifersucht anderer Künstler und weil er einer Genossenschaft derselben wegen Zügellosigkeit der Mitglieder nicht beitreten wollte, veranlaßt, wieder nach Genua ging. Er bereiste dann noch ganz Italien und Sicilien, von wo er aber durch die Pest vertrieben wurde und nachdem er ein für Palermo bestimmtes Altarblatt in Genua vollendet hatte, ins Vaterland zurückkehrte. Hier entstanden mit andern auch zwei seiner berühmten historischen Bilder, der h. Augustin in Verzückung in Antwerpen, und eine Kreuzigung in Courtray; mit Rubens trat er von Neuem in Verbindung und dieser gedachte ihm seine Tochter zur Frau zu geben, was D. jedoch ablehnte. Da ihm mehrfache Anfeindungen den Aufenthalt in Antwerpen verleideten, folgte er der wiederholten Einladung an den Hof des Prinzen Friedrich von Oranien im Haag, den er hier mit seiner ganzen Familie, sowie viele andere ausgezeichnete Personen malte. Während einer von da nach England unternommenen Reise ward D. aber so wenig beachtet, daß er bald nach Antwerpen zurückkehrte; indessen machte sein zunehmender Ruhm die Engländer ihre Gleichgültigkeit bereuen und Zureden von Freunden und König Karl I. Einladung bewogen ihn, dort einen zweiten Besuch zu machen. Jetzt wartete seiner ein ausgezeichneter Empfang, der König beschenkte ihn mit einer kostbaren Halskette, ernannte ihn zum Ritter, ließ ihm ein ansehnliches Jahrgeld und eine Sommer- und Winterwohnung anweisen und D. begann nun ein sehr glänzendes und genußreiches, aber verschwenderisches Leben, zu dem ihm die hohen Einnahmen für die vielen Portraits und andern Bilder die Mittel lieferten, welche der mit großer Leichtigkeit, an einem Kopfe oft nur einen Tag arbeitende Künstler, hier ausführte. Aus einer Anzahl schöner Mädchen, die er als Modelle zu seinen historischen Arbeiten benutzte, bildete er sich eine Art Harem und seine Feste waren die prächtigsten und genußreichsten und wurden von den vornehmsten Personen besucht. Um ihn für ein regelmäßigeres Leben zu gewinnen, verheirathete ihn der Herzog von Buckingham mit der schönen Tochter des schot. Grafen von Goree, in deren Gesellschaft er seine Heimat und Paris besuchte, wo er die Galerie des Louvre zu malen wünschte, was ihm aber nicht gelang. Er begab sich daher wieder nach England, ward aber seit dieser Reise zunehmend kränklich und starb 1641 in London, wo er mit großer Pracht in der St.-Paulskirche bestattet wurde. England besitzt vorzüglich viele der Werke dieses Meisters, die überhaupt sehr zahlreich und deren in allen ausgezeichneten Sammlungen welche anzutreffen sind, von denen aber die aus späterer Zeit den frühern an künstlerischer Vollendung nachstehen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 614.
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