Fegfeuer

[20] Fegfeuer, so viel wie Reinigungsfeuer, ist nach dem Begriffe der katholischen Kirche der Mittelzustand zwischen Tod und Seligkeit, wo die Seelen derjenigen Frommen, die noch nicht ganz von Sünden gereinigt aus dem irdischen Leben scheiden, zeitliche Strafen erdulden und dadurch für den Eintritt in den Himmel geläutert werden. Nur für die nicht vollendeten Frommen ist das Fegefeuer, den Heiligen und den mit Todsünden Behafteten öffnet sich nach dem Tode sogleich der Himmel oder die Hölle. Die in demselben zu leidende Pein, die jedoch durch Seelenmessen, Gebete, gute Werke, welche für die Verstorbenen übernommen und geleistet werden, und durch Ablaß, den man aus dem Schatz der Kirche für sie löst, abgekürzt und aufgehoben werden kann, ist sinnlich fühlbar; ein einziger Funke des Fegfeuers schmerzt empfindlicher denn alle körperliche Schmerzen. Diese Lehre hat ihren Ursprung weniger in Bibelstellen, [20] wie 2. Makk. 12, 40 fgg., als vielmehr in heidnischen Vorstellungen, welche zum Theil in das Christenthum übergingen. Die dieser Lehre ergebenen Kirchenväter, Clemens von Alexandrien und Origenes, bildeten diese Vorstellungen aus, die aber in der griech. Kirche nie, in der katholischen erst auf dem Concil zu Florenz 1439 und zu Trient 1545–63 kirchlich bestätigt worden sind. Die geläuterte katholische Glaubenslehre unserer Zeit versteht darunter blos den allmäligen Übergang in die vollkommene Seligkeit.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 20-21.
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