Freundschaftsinseln

[110] Freundschaftsinseln (die) oder der Tonga-Archipel sind eine austral. Inselgruppe im NO. von Neuseeland und bestehen in einer Gruppe von ungefähr 150 Inseln und Inselchen, die theils vulkanischen Ursprungs sind, theils ihr Dasein den Korallenthierchen verdanken. Jene erheben sich felsig in dem Meere, diese dagegen sind ganz flach, haben in der Mitte oft einen kleinen See und sind von Korallenriffen umgeben, an denen sich das Meer mit Gewalt bricht, sodaß die Schiffe nur wenige enge und gefährliche Durchwege finden. Die Inseln liegen von Norden nach Süden, und die nördlichste ist von der südlichsten 60–65 deutsche Meilen entfernt. Sie wurden 1643 von dem Holländer Tasman entdeckt, aber nachmals nicht wieder besucht, bis Cook (s.d.) 1773 sie wieder auffand und durch seine Schilderung aufmerksam auf sie machte. Seitdem werden sie von den Seefahrern oft besucht. Die größte ist Wawao, die wichtigste aber durch ihren Verkehr mit den Europäern Tonga oder Tongatabu. Das Klima dieser glücklichen Inselgruppen ist ungemein angenehm, ohne jede Spur von Winter, aber auch ohne Hitze, der Himmel meist heiter, regnig nur bei Stürmen. Die Bäume verlieren ihr Laub nie. Yamswurzeln, Brotfrüchte, Zuckerrohr, Pisang-, Sago- und andere Bäume wachsen hier in Menge, und von Thieren findet man Schweine, Hunde (beide als Hausthiere), Ratten, Vampyre, Papagaien, Tropikvögel, aus deren bunten Federn die Einwohner künstlichen Schmuck bereiten, allerlei Seevögel, auch Hühner und Tauben. An Fischen und Schildkröten ist großer Reichthum.

Die Eingeborenen gehören zum Malaienstamme. Sie sind braun, die Weiber gewöhnlich heller als die Männer; die Haare werden kurz abgeschnitten und braun oder orange gefärbt. Sie tragen wenige Kleider, die sie aus den Fasern des Papiermaulbeerbaums recht geschickt bereiten. Der Hauptschmuck der Männer besteht im Tätoviren (s.d.). Die Weiber schmücken sich mit Halsbändern von Knochen, Zähnen, Schnecken oder Paradiesäpfeln, oder stecken sich Rohrstäbchen oder Knochen in die Ohrläppchen, die Mädchen auch wohl wohlriechende Blumen ins Haar. Diese harmlosen Indianer sind mild und freundlich, gutmüthig und gastfrei, verabscheuen jede Verleumdung, halten den Diebstahl für Unrecht, und zwischen Ältern und Kindern findet eine innige Liebe statt. Ihre Religion ist heidnisch. Sie verehren mehre Götter, denen sie Opfer von Yamswurzeln, Früchten und Schweinefleisch vor die Tempel setzen. Menschenopfer finden nur noch statt bei der Krankheit eines Häuptlings, wenn alle andere abergläubische Gebräuche, ihn gesund zu machen, fehlschlagen. Seit 1826 haben die Engländer auf Tonga eine Mission zur Verbreitung des Christenthums angelegt. Die Wohnungen sind länglich rund, und haben ein weit herunterhängendes Dach von Matten oder Zuckerrohr. Die eine Seite ist offen und mit Vorhängen versehen. Die Ortschaften stehen meist an der Küste, wenigstens nicht weit von derselben. Der Hausrath besteht nur aus Kokosschalen, irdenen Gefäßen, niedrigen Stühlen und einigen Werkzeugen. Das Hauptgewerbe der Insulaner ist der Ackerbau, den sie mit großem Fleiße betreiben. Auch Gärtnerei ist ihnen nicht fremd; vor jeder Hütte befindet sich ein freier Platz, der mit wohlriechenden Blumen bepflanzt ist. Fischerei wird mit Angeln oder mit großen Netzen gesellschaftlich betrieben. Für den Fall des Krieges haben sie Bogen, Pfeile, Wurfspieße und Keulen, auch eine Art von Festungen, d.i. Plätze, umgeben mit dichten Rohrwänden, Wällen und Gräben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 110.
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