Kamtschatka

[541] Kamtschatka, eine etwa 4000 ! M. große Halbinsel im nordöstl. Theile Asiens, wurde erst im J. 1696 bekannt, bald nachher von den Russen besetzt und bildet seitdem einen District des sibir. Gouvernements Irkutzk. Sie ist an manchen Stellen etwa 50 M. breit, 140 M. lang und wird der Länge nach von einem Gebirge durchzogen, von welchem herab zahlreiche Ströme dem kamtschatkischen und dem ochotskischen Meere zufallen; doch ist unter allen nur der Kamtschatka schiffbar. Das ganze Land ist durchaus vulkanisch und hat mehre feuerspeiende Berge, viele warme Quellen, Reichthum an Alaun und Schwefel, doch hat man übrigens keine werthvollen Mineralien in beträchtlicher Menge gefunden. Wiewol die Halbinsel mit Großbritannien unter derselben Breite liegt, so ist doch das Klima so rauh, daß Getreide nur an wenigen Stellen reif wird. Die kalten Winde, welche von Sibirien herüberwehen, die Nebel, welche aus dem Meere aufsteigen und die Stürme, die beinahe das ganze Jahr hindurch wehen, tragen zur Erniedrigung der Temperatur bei; erst im Inn. schlagen die Bäume aus und im Aug. fällt schon wieder Reis. Es wachsen besonders weiße Pappeln, Erlen, Lerchenbäume, Birken, deren äußerste Rinde wie Fadennudeln zerhackt und zu getrocknetem Kaviar als Delicatesse genossen wird; ferner eine große Menge eßbarer Beeren. Nesseln vertreten die Stelle des Hanfs und Flachses. K. ist besonders wichtig wegen seines Reichthums an pelztragenden Thieren, besonders Bären, Füchsen, Zobeln, Hafen, Hermelinen, Murmel-und Faulthieren u.s.w. An den Küsten findet man Ottern, Seehunde, Salmen, Heringe in unzähliger Menge, auch Walfische. Die nützlichsten Thiere sind die Rennthiere und besonders die Hunde, welche den Mangel an Zugvieh minder fühlbar machen. Die gesammte Bewohnerzahl der Halbinsel besteht aus höchstens 6000 Seelen, Russen, Kamtschadalen im Süden und Korjäken im Norden. Die beiden letztern sind einander sehr feindlich gesinnt. Die Kamtschadalen sind gastfrei, gutmüthig, aber schmuzig, sehr sinnlich und gefräßig. Sie sind von kleinem, gedrungenem Wuchse, haben kurze Beine, dicke Köpfe, kleine Augen, wenig Bart und manche körperliche Züge, die auf Verwandtschaft mit der mongol. Race deuten. Des Winters wohnen sie in sogenannten Jurten oder Erdhütten, von denen nur das Dach über die Erde hervorragt, im Sommer in lustigern Wohnungen, Balaganen genannt. Die beiden Dörfer, welche den Namen Städte führen, sind Nischni-Kamtschatsk am Kamtschatkaflusse mit 300 Einw. und Petropawlowsk oder Awatscha mit etwa 800 Einw. und einem vortrefflichen Hafen. Es ist Sitz der russ. Behörde.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 541.
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