Pepe

[440] Pepe ist der Name drei höherer neapolit. Offiziere, welche bei dem Aufstande von 1820 im Königreich beider Sicilien auf verschiedene Art betheiligt waren. Unter die Häupter [440] jener Bewegung gehörte Guglielmo P., geb. 1782 zu Squillace in Calabrien, welcher 1799 in das Heer der von den Franzosen zu Neapel errichteten parthenopeischen Republik und nachher in die ital. Legion bei den Franzosen eintrat. Der 1801 hergestellte Friede zwischen Frankreich und Neapel erlaubte P. in seine Heimat zurückzukehren, wo er sich aber durch den verunglückten Versuch, in Calabrien einen Aufstand zu stiften, lebenslängliche Gefängnißstrafe zuzog. Es glückte ihm jedoch, aus dem Kerker zu entkommen, worauf er unter Joseph Napoleon als Major angestellt, von den Truppen Ferdinand IV. aber gefangen wurde und nur mittels Bestechung dem Erschießen durch die Flucht entging. Im J. 1809 ward P. Ordonnanzoffizier bei dem Könige Joachim Murat, befehligte nachher ein neapolit. Regiment in Spanien, wurde Brigadegeneral, zum Baron ernannt und mit Gütern beschenkt. Als Generallieutenant commandirte er 1815 die Vorhut bei Murats Unternehmungen gegen die Östreicher in Italien und behielt seinen Rang auch nach Herstellung Ferdinand IV. Schon vom König Murat hatte P. die Einführung einer Constitution wiederholt begehrt und den darauf abzielenden Umtrieben der Carbonari nicht fremd, erklärte er sich für den 1820 ausgebrochenen Aufstand, ehe seine beabsichtigte Verhaftung von der Regierung bewirkt werden konnte, und erhielt den Oberbefehl über die revolutionnairen Streitkräfte. Die zur Annahme der span. Constitution gezwungene Regierung ernannte P., nachdem er den Oberbefehl der Truppen niedergelegt hatte, zum Staatsrathe und Generalinspector der Nationalgarden. Im Febr. 1821 übernahm er den Oberbefehl über das Heer in den Abruzzen und nach der schnellen Beilegung der neapolit. Revolution durch östr. Truppen (s. Sicilien) begab er sich im März nach Spanien und lebte später in London, in Neapel aber wurde 1822 das Todesurtheil gegen den Abwesenden ausgesprochen. – Sein älterer Bruder, Florestan P., trat ebenfalls frühzeitig in Kriegsdienste, stand lange bei dem Generalstabe einer neapolit. Division, welche zum franz. Heere in Spanien gehörte, und befehligte im Feldzuge gegen Rußland als Brigadegeneral mit Auszeichnung die neapolit. Reiterei, mit welcher er sich während des franz. Rückzugs bei dem Nachtrab befand und in Danzig zurückbleibend, in russ. Gefangenschaft gerieth. Aus dieser entlassen, focht er 1815 unter Murat gegen die Östreicher, wurde Generallieutenant und Gouverneur von Neapel, wo er bis zum Einrücken der Östreicher die Ruhe aufrecht erhielt, und bekleidete ein Commando in Sicilien, als die Revolution von 1820 ausbrach, der er fremd war. Die dadurch auch in Palermo herbeigeführten Unruhen bekämpfte er mit Erfolg, wurde aber von den constitutionnellen Machthabern abgesetzt, jedoch bei Annäherung der Östreicher zum Chef des Generalstabs ernannt, nach der Herstellung Ferdinand IV. aber und obgleich er zur Unterwerfung gerathen, des Dienstes entlassen. – Ein Obrist, Gabriel P., war ebenfalls in die Revolution von 1820 verflochten und während derselben Mitglied des Parlaments, wurde aber nach Herstellung der alten Regierung an die Östreicher ausgeliefert, erlitt zwei Jahre Festungsarrest in Olmütz und lebte später in Florenz.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 440-441.
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