Tropengegenden

[484] Tropengegenden heißen die Gegenden zwischen den Wendekreisen oder Tropen der Erde (s.d.), um welche sie zu beiden Seiten des Äquators einen Gürtel von 705 geographische Meilen Breite bilden, und die darin liegenden Länder und Inseln sind die Tropenländer. Tag und Nacht sind hier fast völlig gleich, da die Sonne beinahe senkrecht über der Erde steht, und bei der außerordentlichen Durchsichtigkeit der Luft ist das Sonnenlicht dort so viel stärker, daß man sich fast mehr vor der Helle als vor der in den niedrigen Gegenden sehr großen Wärme scheut. Die afrik. Tropenländer sind noch wenig bekannt, die Kenntniß der amerik. verdanken wir hauptsächlich Alex. von Humboldt und einigen spätern Reisenden. Von einer durchschnittlich herrschenden Luftwärme von 27° an folgen hier, wenn man bis zu den mit ewigem Schnee bedeckten Gipfeln der Cordilleras de los Andes (s.d.) emporklimmt, alle Klimate der Erde stufenweise übereinander. Ebenso bietet die Pflanzenwelt von den Palmenwäldern und Pisanggebüschen am Gestade des Meeres an bis zu den an ewigen Schnee grenzenden Alpentriften ihre dazwischen liegende natürliche, wie vom Anbau bedingte Mannichfaltigkeit dar, und prangt bei der fast immer gleichen Luftwärme und der, auch in der mehre Monate wolkenfreien Luft der niedrigen Landstriche vorhandenen großen Menge von Feuchtigkeit, mit dem herrlichsten Grün und in der üppigsten Entwickelung. Die zwei Jahreszeiten sind fast einzig durch den die eine bezeichnenden [484] Regen unterschieden, und wechseln von drei zu drei Monat ab; Gewitter treten mit einer gewissen Regelmäßigkeit Nachmittags in den Ebenen, des Nachts in den Thälern ein; auch gehören viele noch thätige Vulkane zu den Eigenheiten dieses Erdstrichs. Auf dem Meere herrschen die Passatwinde (s. Wind); furchtbare Orkane richten zuweilen Verheerungen an, und in den Tiefländern sind bösartige Fieber heimisch. Die Thierwelt bietet eine entsprechende Mannichfaltigkeit, und Riesenschlangen, Krokodile, Affen, Papagaien, Jaguare, der Puma, Tapir und viele andere Thiere hausen in den ihnen zusagenden Regionen; das Vicognethier weidet in der Nähe der eis- und schneebedeckten Berggipfel, wo auch der Condor (s. Geier) horstet. Humboldt und Bonpland haben ein Naturgemälde der Tropenländer in dem Werke »Ideen einer Geographie der Pflanzen« gegeben; ein »Natur- und Sittengemälde« derselben hat Vollmer (2. Aufl., Lpz. 1829) geliefert.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 484-485.
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