Kanton (Geographie)

[61] Kanton (Geographie), der Haupthafen und Stapelplatz für alle europäischen Schiffe in China, in der 4000 Quadrat M. großen Provinz gleiches Namens. Das Land, gebirgig und waldig, aber trefflich angebaut, hat ein herrliches Klima, so daß manche Früchte jährlich zwei Ernten geben. Die Hauptstadt liegt am Flusse Pekiang, hat 3 M. im Umfange und gegen 1 Mill. Ew., von denen wenigstens 100,000 dem größten Elend, allen Qualen des Hungers und der Strenge der[61] Witterung Preis gegeben, leben. Viele derselben wohnen auf Flößen, die zugleich ihre Hütte und ihren Garten ausmachen. K. hat 409 Pagoden, worunter eine mit 460 Priestern, und wird in die chinesische und mandschurische Stadt getheilt. Die Einw. treiben mit den Europäern lebhaften Handel in Thee, Seidenstoffen, Porzellan etc. K. bietet durch die Größe und Anzahl der im Hafen liegenden Schiffe, durch die Mannichfaltigkeit der verzierten Barken, durch die Bauart der zu den europäischen Faktoreien gehörigen Gebäude und durch das geschäftsvolle Wogen einer regsamen Volksmenge einen imposanteren Anblick dar, als irgend eine andere chinesische Stadt. Die Kaufleute sprechen mehrerentheils englisch. Die Manufakturen bestehen in Seide, Baumwolle, Porzellan, Perlmutter, Schildpatt etc. Der vorzüglichste Spaziergang der feinern Welt sind die Fatigärten. Sie gehören reichen Privatpersonen und bestehen in geradelinigen Gängen, die zu beiden Seiten mit den schönsten Gewächsen des Landes besetzt sind.

V.

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Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 61-62.
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