Johanniterorden

[494] Johanniterorden, der bedeutendste geistl. militärische Orden, entstand aus einem 1048 von Bürgern aus Amalfi zu Jerusalem gestifteten Hospitale und Kloster zum hl. Johannes, dessen Mönchen der zweite Vorsteher, Raymund de Puy, bald nach der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer neben der Krankenpflege auch den Kampf gegen die Ungläubigen zur Pflicht machte und eine militärische Einrichtung gab. Sie leisteten dem König Balduin I. so gute Dienste, daß er ihnen Bersaba zu Lehen gab und wurden durch ritterliche Thaten so berühmt, daß sie das ganze christliche Europa mit reichen Schenkungen bedachte u. tausende von Edelleuten in den Orden eintraten, der dadurch zu größeren Unternehmungen fähig wurde. Nach der Einnahme Jerusalems durch Saladin (1187) hatte er seinen Hauptsitz zu St. Jean dʼAcre. nach dessen Eroberung (1291) durch die Mameluken in Cypern, bemächtigte sich 1309 der Insel Rhodus, von der sie jetzt Rhodiser genannt wurden. Diese behaupteten sie gegen die wiederholten mit aller Macht unternommenen Angriffe der Sultane von Aegypten, des Osmanen Mohammed II. und räumten sie erst 1522 nach heldenmüthiger Vertheidigung durch Vertrag dem Sultan Soliman II. Sie siedelten zuerst nach Candia, dann nach Italien über, bis ihnen Karl V. 1530 Malta (daher ihr Name Malteser) einräumte, wo sie einen furchtbaren Angriff Solimans abschlugen u. [494] den Krieg gegen die türk. Seeräuber fortsetzten. Mit der Macht der Türken sank auch die Bedeutung des Ordens, der zu einer Versorgungsanstalt nachgeborner adeliger Söhne wurde, durch die Reformation seine Besitzungen in den protestantischen Ländern, durch die Revolution in Frankreich und Italien verlor; 1798 fiel Malta durch eine schmachvolle Capitulation in die Hände Bonapartes (s. Hompesch). Nur Oesterreich hat in neuester Zeit die Balleien im lombardisch-venetian. Königreich wieder hergestellt. Die Ordensritter tragen schwarze Kleidung, auf der Brust das 8spitzige Malteserkreuz, im Kampfe einen rothen Waffenrock mit einem einfachen weißen Kreuze auf Brust und Rücken.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 494-495.
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