Syrakus

[396] Syrakus, im Alterthum die größte, reichste und mächtigste Stadt Siciliens, im 8. Jahrh. von Korinth aus gegründet, blühte durch Ackerbau, Gewerbfleiß und Handel auf, bestand zur Blütezeit außer den Vorstädten aus 5 von besonderen Mauern umgebenen Haupttheilen: 1) Insel Ortygia (Nasos), der zuerst angelegte Stadttheil, mit den Tempeln der Artemis und Athene, der Akropolis, gewaltigen Getreidemagazinen; 2) Achradina, von jener durch einen schmalen Meeresarm getrennt, mit dem großen und kleinen Hafen, Haupttheil der Stadt, einen Hügel umschließend, mit herrlichem Forum, Tempeln etc.; 3) Tycha, an den nördl. Theil der Achradina stoßend; 4) Neapolis, östlich von Achradina, mit dem Haupttheater; 5) Epipolä, eine die Stadt beherrschende Felsenhöhe, nordwestl. neben Tyche und Neapolis, erst unter Dionys I. zur Stadt gezogen. In dieser Ausdehnung zählte S. einen Umfang von 41/2 QM. und in seiner besten Zeit gewiß 500000 E. Es hatte ursprünglich eine aristokratische Verfassung, als diese gestürzt war, bemächtigte sich während der Wirren der Parteikämpfe Gelon 484 v. Chr. der Tyrannei, die er wie Hiero I. glorreich führte; 411 trat mit der Demokratie die Verwirrung wieder ein, so daß schon 406 Dionys I. sich als Tyrann aufwerfen und seine Gewalt auf seinen gleichnamigen Sohn vererben konnte (s. Dionys). 343 befreite der Korinther Timoleon S., aber nach seinem Tode begann das Parteiunwesen abermals, 317 warf sich Agathokles zum Tyrannen auf und behauptete sich bis zu seinem Tode, (289); abermalige Anarchie bewog die Bürger den Hiero II. 268 zum Fürsten zu wählen, welchem sein Enkel Hieronymus folgte. Bis jetzt hatte S. die Angriffe Karthagos siegreich zurückgeschlagen, obwohl dieses seine Hauptkraft über 2 Jahrh. gegen S. richtete; auch Athens Glück scheiterte 413 vor S.; Hiero II. wirkte als röm. Bundesgenosse entscheidend im ersten pun. Kriege zur Vertreibung der Karthager vom sicil. Boden mit, Hieronymus aber ließ sich mit Hannibal gegen die Römer ein, verlor sein Leben durch eine Verschwörung, die Stadt selbst fiel 212 v. Chr. nach 2jähriger Belagerung in die Gewalt der Römer. Sie blieb unter ihrer Herrschaft immerhin ein wichtiger Platz, obwohl nicht in dem Maße wie früher; später wurde [396] S. von den Vandalen geplündert, 884 von den Saracenen fast ausgemordet; das jetzige Siragosa hat 18000 E., ist Sitz eines Erzbischofs, baut trefflichen Muskatwein, hat einigen Produktenhandel, viele Ruinen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 396-397.
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