Geisteswissenschaften sind nach Dilthey diejenigen Wissenschaften , welche die geschichtlich-gesellschaftliche Wirklichkeit zu ihrem Gegenstande haben ( Dilthey , Einleitung in die Geisteswissenschaften I, 1883). Vgl. Paul, Prinzipien der Sprachgeschichte, 3. Aufl. 1898. Einleitung S. 1-20.
Geiz , die Ausartung der Sparsamkeit, ist das übertriebene Streben nach Gutem, welches, Zweck und Mittel verwechselnd, den Besitz nur um des Besitzes willen begehrt, nicht, um für sich oder andere daraus Nutzen zu ziehen. Der Geizhals selbst genießt nichts von ...
Gelübde sind feierliche, Gott gegebene Versprechungen des Menschen , etwas tun oder lassen zu wollen, wenn ihm ein bestimmter Wunsch gewährt wird. Solche einseitigen Abmachungen entspringen meist der Selbstsucht (do, ut des) und sind dann ihrem Wesen nach irreligiös. Vgl. Sprüche ...
Gemeinempfindung nennt man gewöhnlich eine Empfindung , die aus einer Zustandsänderung im Organismus des Menschen entsteht. Die Gemeinempfindungen, so gefaßt, bilden das somatische Bewußtsein , das uns von dem Zustand unseres Leibes unterrichtet. Ihm wohnt eine gewisse Dunkelheit bei, von der sich ...
Gemeinsinn heißt 1. der gesunde Menschenverstand (common sense, sensus communis), wie man ihn bei jedem natürlichen Menschen antrifft; 2. das Gemeingefühl (s. Gemeinempfindung ); 3. der Gemeingeist , entweder a) objektiv der ein Gemeinwesen beherrschende Geist (s. Geist ), b) subjektiv die ...
Gemüt heißt die durch die Gesamtheit der Gefühls- und Willenserregungen erworbene Einheit und Bestimmtheit des Seelenlebens. Das Gemüt bildet den Gegensatz zur Intelligenz , welche der Gesamtzustand des Erkenntnislebens des Menschen ist und ihn in Beziehung zur Außenwelt setzt. Im Gemüte ...
Generatio aequivoca (primaria, spontanea), Urzeugung , d.h. die elternlose Entstehung organischer Wesen aus unorganischem Stoffe , wurde von den alten Zoologen als Naturvorgang angenommen. Aristoteles glaubte an die generatio aequivoca selbst höher organisierter Tiere , wie der Aale und Frösche. Durch genaue ...
Generifikation (nlt. generificatio) heißt die Zurückführung der Arten auf Gattungen. Vgl. Gattungsbegriffe , Division .
generisch (franz. générique) und spezifisch (franz. spécifique) heißt ein Merkmal , je nachdem es einer Gattung oder einer Art von Begriffen zukommt. Vgl. Erklärung, Begriff .
genetisch (v. genesis = Ursprung , Entstehung) heißt zum Ursprung , zur Erzeugung einer Sache gehörig; eine genetische Erklärung gibt nicht die Merkmale eines fertigen Begriffs an, sondern leitet das Wesen des Begriffs aus der Entstehung seines Objektes ab. Die genetische Methode stellt ...
Genie (franz. génie, v. lat. genius), eigtl. der Schöpfergeist, die Schöpfungskraft, bedeutet die außergewöhnliche Begabung, welche Originelles und Musterhaftes hervorbringt. Die Grundlage des Genies ist die schöpferische Phantasie , welche eine Fülle von Vorstellungen leicht erzeugt, verbindet und von sich gibt ...
geocentrisch (aus d. gr. und lat. geb.) heißt die z.B. von Ptolemaeus (im 2. Jahrh. n. Ohr.) vertretene Weltansicht, welche, im Gegensatz zu der die Sonne als Mittelpunkt des Planetensystems betrachtenden heliocentrischen Ansicht des Kopernikus, die Erde als Mittelpunkt ...
Geogonie ist die Lehre von der Entstehung der Erde, Sie setzt da ein, wo die Kosmologie (s. d.) aufhört. Ihre wichtigsten Hypothesen sind folgende: Die Erde war bei ihrer Entstehung ein feurig-flüssiger Ball, von dem sich durch Rotation erst ...
Gerechtigkeit ist diejenige Tugend , welche in dem Bestreben des Menschen besteht, jedem das Seine zuteil werden zu lassen. Chr. Wolf (1679-1754) definiert: Iustitia virtus est, qua ius suum cuique tribuitur (Eth. II, § 576). Sie hat eine negative und eine ...
Geruch (lat. olfactus) beißt nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauche einer der fünf Sinne des Menschen , durch den wir bei Reizung der in der Nase befindlichen Endorgane des Riechnervs, der Riechzellen, Ausdünstungen von Körpern wahrnehmen. Die Geruchsempfindungen unterscheiden sich durch ihre ...
Geschehen , s. Werden.
Geschichte (von geschehen) heißt, unmittelbar und objektiv erfaßt , die Summe von Veränderungen und Entwicklungen , welche einzelne Dinge oder Personen während ihres Daseins erleiden. Im allgemeinen hat jedes einzelne Ding , seine Geschichte, ein Baum, ein Stein, die Erde usf.; denn alles ...
Geschichte der Philosophie . Wie jede Wissenschaft , hat auch die Philosophie (s. d.) ihre Geschichte , d.h. sie hat eine Summe allmählicher Veränderungen und Entwicklungen durchgemacht. Diese haben (vgl. Fortschritt ) zu einer immer besseren Herausgestaltung ihres Wesens geführt. Die Geschichte der ...
Geschlechtscharakter heißt die Mann und Weib voneinander unterscheidende, vom Geschlecht abhängige Eigentümlichkeit der Menschen . So wie sich dieser Unterschied bisher aus der Natur und der Stellung von Mann und Frau in der Geschichte ergibt, ist er etwa folgender: Der Mann ...
Geschmack (lat. gustus) heißt in physiologischer Beziehung der Sinn , welcher uns das Süße, Saure, Bittre, Salzige, Alkalische und Metallische der Gegenstände empfinden läßt, sobald dieselben in löslicher Form das Empfindungsorgan berühren. Dieses Empfindungsorgan besteht in den Endorganen des Geschmacksnervs, den ...
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