Sense

[83] Sense, ein Handgerät zum Mähen, besteht aus dem Sensenblatt und dem Stiel. Der Winkel (die Oeffnung), den der mit Handgriffen versehene Stiel gegenüber dem Blatt bildet, kann verstellt werden, um den Schnitt der Sense der Größe und Leistungsfähigkeit des Arbeiters anzupassen. Zum Mähen von Getreide bringt man vielfach auf der Sense einen aus Ruten bestehenden Korb an, durch den die abgeschnittenen Halme gleichmäßig nach der Seite abgelegt werden. Die tägliche Leistung der Sense beträgt 0,5–0,6 ha stehendes, 0,3–0,45 ha lagerndes Wintergetreide, 0,5–0,75 ha Sommergetreide, 0,25–0,4 ha Hülsenfrüchte, 0,3–0,45 ha Gras und 0,4–0,6 ha Klee.

Wrobel.

Sensenherstellung. Sensen werden breit und schmal verwendet und zerfallen in Schleifsensen (nur durch Schleifen mittels Schleifsteins und Wetzsteins zu schärfen) und in Klopfsensen (durch Hämmern [Klopfen, Dängeln, Tängeln] auf einem kleinen Amboß und durch Schleifen mit Handwetzstein oder mit grobem Schmirgel überzogenem Streichholz zu schärfen). Das Material für die Sensen war früher Holzkohlenfrischstahl; es wurden etwa 15 flache Rohstahlstäbe zu einer Garbe zusammenpaketiert, auf Schweißhitze gebracht, unter, einem Hammer verschweißt und zu quadratischen Schienen von 30–40 mm Seitenlänge ausgeschmiedet. Zur Herstellung von Klopfsensen, die aus besonders gutem, zähem Material bestehen müssen, wurden oft zwei Stahlstäbe (Flammen) zusammengeschweißt, wovon der eine für die Schneide aus seinem Stahl (Schneidflamme), der andre für den Sensenrücken aus mehr eisenartigem Stahl (Rückenflamme) bestand. Neuerdings wird zumeist Bessemer- oder Martinstahl verarbeitet; Tiegelgußstahl, Puddel- und Zementstahl vermochten sich weniger einzuführen.

Die Stahlstangen werden mittels Schere auf passende Länge geschnitten oder abgeschlagen und nach Erhitzung unter einem schnellgehenden Hammer (meist ein mittels Wasserkraft betriebener Schwanzhammer) zu einer Schiene (Zain) von etwa 600 mm Länge, 26–40 mm Breite und 6–8 mm Dicke ausgeschmiedet (gezaint), wobei gleich der zur Beteiligung der Sense an dem Stiel dienende Ansatz, die »Hamme«, ausgebildet wird. Die Zaine wird dann auf richtige Länge abgeschnitten, am einen Ende ausgespitzt, mittels Handhammers die Hamme fertig geschmiedet, dann die Sense gebreitet. Dieses Breiten erfolgt in vier Hitzen unter einem langsam gehenden Hammer, dem sogenannten Breithammer, mit breitem Amboß und schmaler Bahn. Bei dem nun folgenden Abrichten wird das Werkstück mittels Handhammers in die gebogene Gestalt gebracht. Hierauf kommt das Stück in erwärmtem Zustand unter einen schnellgehenden Polierhammer, wo es geglättet, und unter eine Schere, wo es im Bogen beschnitten wird. Schließlich wird es nach dem Einschlagen der Fabrikmarke gehärtet, indem man es im Holzkohlenfeuer hellrot erhitzt und mit der Schneide nach aufwärts in Talg oder Wasser ablöscht. Nach Abreiben des anhaftenden Talges mittels Baumrinde entfernt man den sich beim Härten bildenden Zunder dadurch, daß die Sense kurze Zeit in das Feuer gebracht, sodann in Kohlenlösche gefleckt und in Wasser abgeklatscht wird. Das Anlassen der gehärteten Klinge erfolgt in einem Kohlenfeuer oder heißen Sandbad. Etwaige Krümmungen werden nun noch unter dem Polier- oder Klöpperhammer entfernt, womit man auch eine Vermehrung der Zähigkeit des Materials erreicht; schließlich wird die Sense mit einem Handhammer auf einem Holzklotz nochmals ausgerichtet und endlich auf einem großen Schleifstein geschliffen.

Neuerdings sucht man die umständliche Handherstellung der Sensen durch maschinelle zu ersetzen. So wird versucht, die Sensenblätter zu stanzen und den verstärkten Rücken durch Umbiegen des Randes herzustellen. Eine Vorrichtung zum Aufstellen der Sensenrücken bedient sich eines Gesenkes mit aufklappbaren Backen, zwischen die der umgebogene Rand gestaucht wird. Die D.R.P. Nr. 105447 und 106632 versuchen, Sensenblätter in zusammenhängender Reihen[83] folge durch Walzen herzustellen. Dieses Verfahren besteht darin, einem geraden, profilierten Stahlstreifen durch Auswalzen zwischen konischen oder zylindrischen Walzen die Sensenform zu geben in der Art, daß durch besondere Einstellung der Walzen der Metallstreifen auf der einen Seite stärker gestreckt wird als auf der andern. Ferner ist die Walzvorrichtung so eingerichtet, daß nach einer oder mehreren Umdrehungen die Walzen bald stärker aneinander gepreßt, bald in die Anfangsstellung zurückgebracht werden. Dadurch wird der Metallstreifen abwechselnd bald stärker, bald schwächer gekrümmt, und man erhält eine fortlaufende elliptische Spirale mit dem Profil der Sense, von der die einzelnen Blätter abgeschnitten, zugeschärft, mit Beschlägen zur Beteiligung am Stiel versehen und weiter behandelt werden.

E. Treiber.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 83-84.
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