Ösel

[157] Ösel, russ. Insel in der Ostsee, vor dem Eingang des Rigaischen Meerbusens (s. Karte bei »Livland«), wird durch den Kleinen Sund von der Insel Mohn, durch eine 36 km breite Meerenge von Kurland und durch den Sölasund von der Insel Dagö getrennt, hat 2617,9 qkm (47,5 QM.) Flächeninhalt und bildet mit Mohn, Abro, Runo und einigen andern Eilanden den Öselschen Kreis der Provinz Livland. Die Oberfläche ist eben, zum Teil bewaldet. Der Boden besteht aus mit Ton gemischter Kalkerde, die stellenweise eisenhaltigen Schlamm enthält. Die Küste ist hoch und hat am Nord- und Westufer zahlreiche Vorgebirge. Bewässert wird Ö. von mehreren Seen und zahlreichen kleinen Bächen. Das Klima ist gesund und milder als auf dem benachbarten Festland. Man baut alle Kornarten, Flachs, Hanf und Wurzelgewächse. Die Pferde (»Öselsche Klepper«) sind sehr klein, aber ausdauernd. Die fast sämtlich protestantischen Einwohner (1897 im Kreis Ö. 61,212) gehören mit Ausnahme des Adels, der Geistlichkeit und der Bürger, die deutscher Abkunft sind, sowie einiger Schweden und Russen zur esthnischen Nation. Auf Ö. hat sich hier und da noch die Nationaltracht der Esthen rein erhalten. Hauptbeschäftigung der Landbewohner bilden Ackerbau, Viehzucht und Fischfang. Die einzige Stadt der Insel ist Arensburg (s. d.). – Seit 1559 durch Kauf von dem Bischof dänische Provinz, 1645 schwedisch, kam Ö. 1721 mit Livland an Rußland.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 157.
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