Amritsar

[458] AmritsarTeich der Unsterblichkeit«), Hauptstadt der gleichnamigen Division (13,866 qkm mit 2,729,109 Einw.) in der indobrit. Provinz Pandschab, Knotenpunkt der Eisenbahnen Kalkutta-Peschawar, A.-Multan-Karatschi und A.-Pathankot, zwischen den Flüssen Bias und Rawi, unter 31°37´ nördl. Breite und 74°55´ östl. L., mit (1901) 162,548 Einw., wovon 14,000 Sikh, sonst Mohammedaner und Hindu. Die Stadt ist den Sikh heilig als Mittelpunkt ihrer Religion. In einem künstlichen viereckigen See von 1/2 Stunde im Umfang (1581 ausgegraben), von schönen Promenaden umgeben, steht der prachtvolle Tempel Darbar Sahib, aus Marmor mit vergoldeter Kuppel. Im Hauptgemach befindet sich der Granth, das Religionsbuch der Sikh, das unter schönen Tüchern sorgfältig in einem reichverzierten Kästchen verwahrt wird. Kein Sikh geht nach A., ohne in dem Teich zu baden; auch Neugeborne werden darin untergetaucht. Außerhalb der Stadtmauer erhebt sich das 1809 von Randschit Singh erbaute Fort Govindgarh, jetzt mit englischer Besatzung, und die hohe Säule Baba Atal über dem Grab eines Sohnes des Guru Har Govind in einem Garten, in dem zahlreiche Fakirs wohnen. Von modernen Bauten sind nennenswert: der Gerichtshof, das Verwaltungsgebäude, eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Hospital, Gefängnis. A. ist die erste Handelsstadt des Pandschab und Ausgangspunkt des Handels mit Kabul, Kaschmir, Bochara, zugleich berühmt wegen seiner aus Kaschmir eingeführten Schalindustrie und wegen seiner wollenen, seidenen und goldgestickten Stoffe. Der Handel beläuft sich auf 41/2 Mill. Pfd. Sterl. jährlich, wovon ca. 200,000 Pfd. Sterl. auf die nach Europa ausgeführten Kaschmirschale kommen. – A., 1574 von Guru Ramdas (Ram Dos), dem vierten Apostel der Sikh, gegründet, wurde 1761 von Schah Alam zerstört, bald aber wieder aufgebaut und 1802 von Randschit Singh (s. d.) seinem Reich einverleibt und verschönert; 1846 wurde es nach dem Sturz der Sikh britisch.[458]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 458-459.
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