Arktische Zirkumpolārregion

[772] Arktische Zirkumpolārregion (hierzu Tafel »Arktische Fauna«), tiergeographische Region, welche die nördlichsten Teile der Alten und Neuen Welt umfaßt und südlich bis zur Nordgrenze des Baumwuchses reicht. Zu ihr gehören außer den nördlichsten Teilen der Kontinente Europa, Asien und Amerika auch Grönland und alle Inseln des Nördlichen Eismeeres. Der physikalische Charakter dieser Region ist ein sehr gleichmäßiger, und demgemäß sind nur relativ wenige Tierformen vorhanden. Nur wenige Pflanzenfresser vermögen sich mit der geringen Nahrung zu begnügen, und infolgedessen sind auch die auf sie angewiesenen Raubtiere wenig vertreten. Diese Tiere sind bis auf den Moschusochsen zirkumpolar verbreitet, da die im Winter passierbare Beringstraße eine Brücke zwischen Asien und Amerika bildet und außerdem wohl auch eine Kommunikation durch Vermittelung von Eismassen stattfindet. Die Säugetiere sind nur durch zehn Tierarten vertreten, von denen sieben ausschließlich oder fast ausschließlich dieser Region angehören, während drei auch in dem nördlichsten[772] Teil der gemäßigten Zone sich vorfinden. Die zehn arktischen Tiere sind: Renntier, Moschusochs, zwei Arten Lemming, Schneehase, Eisbär, Blaufuchs, Wolf, Vielfraß und Wiesel (Tafel, F. g. 1–7). Die südliche Verbreitungsgrenze ist für das Renntier die Südgrenze des Waldes, für Eisfuchs, Lemming, Moschusochs, z. T. auch für den Schneehasen die Nordgrenze des Waldes, für Eisbär und z. T. auch für Eisfuchs die Grenze des Festlandes und die Südgrenze der Eisscholle. Von Vögeln gehören eine Reihe als Brutvögel der arktischen Zirkumpolarregion an, von denen wir Eiderente (Fig. 15 u. 16), Schneeammer, Lerchenammer, Schneehuhn, Schnee-Eule (Fig. 13 u. 14) nennen. Speziell dem Norden und demgemäß z. T. der arktischen Zirkumpolarregion gehören an Möwen (Fig. 18), Taucher und Alken (Fig. 17), die meist in großen Scharen auf einsamen Inseln und am klippenreichen Ufer nisten, und deren Nahrung Tiere des Meeres bilden. Entsprechend der Pflanzen- und Insektenarmut des Landes sind Körner- und Insektenfresser außerordentlich selten. Die meisten arktischen Vögel ziehen während des Polarwinters weiter südlich. Reptilien und Amphibien fehlen dem arktischen Zirkumpolargebiet ganz, Mollusken und Insekten fast ganz. Das Meer ist die Heimat gewaltiger Seesäugetiere, wie des Grönlandwals (Fig. 11), Finnwals, Narwals (Fig. 12), und besitzt einen allerdings durch die ständigen Verfolgungen immer mehr abnehmenden Reichtum an Robben (Walroß, Seebär, Fig. 8 u. 9); auch der kostbare Seeotter (Fig. 10) gehört dieser Region an. Von Fischen gehen besonders Stockfischarten und der Eishai in die nördlichen Meeresregionen; von niedern Tieren finden sich charakteristische Arten von Krustern, Mollusken, Cölenteraten und Stachelhäutern. Vgl. Römer und Schaudinn, Fauna arctica (Ergebnisse der deutschen Expedition 1898, Jena 1900 ff.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 772-773.
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