Beaucaire

[522] Beaucaire (spr. bokǟr'), Stadt im franz. Depart. Gard, Arrond. Nimes, rechts an der Rhone, Tarascon gegenüber, mit dem sie durch eine Eisenbahn und eine Kettenbrücke verbunden ist, am Kanal von B. nach Aigues-Mortes, Knotenpunkt der Lyoner Bahn, hat eine Schloßruine auf einem Felsen über der Stadt, (1901) 7859 Einw. und nicht unbedeutende Industrie (Tonwaren, Leinen- und Wollenstoffe, Hüte, Leder). Berühmt ist B. durch die 1217 von dem Grafen Raimund VI. von Toulouse gestiftete Messe, die jährlich vom 21.–28. Juli hier gehalten wird, früher von 300,000 Fremden besucht wurde, die z. T. auf einer Wiese an der Rhone biwakierten, und zum Abschluß der Geschäfte Frankreichs mit Italien und dem Orient diente (Umsatz 30–40 Mill. Frank). Jetzt kommen dort höchstens 50,000 Personen zusammen, die Geschäfte in Seide, Manufakturen, Leder, Wein, Öl und Südfrüchten im Wert von ca. 20 Mill. Fr. abschließen. Während der Messe besteht in B. ein Spezialhandelsgericht. – B. war das Ugernum der Römer, von dem eine wieder aufgedeckte und noch gut erhaltene römische Heerstraße nach Nîmes führte. Der Name B. rührt von seinem mittelalterlichen Schlosse Bellum Quadrum her. Ursprünglich zur Provence gehörig, wurde B. 1125 an den Grafen von Toulouse abgetreten. Es hatte unter den Albigenserkriegen viel zu leiden, wurde aber von Graf Raimund VII. durch den Vertrag von Paris (1229) an die französische Krone überlassen, die B. zum Sitz eines Seneschalls machte. Im 16. Jahrh. bekehrte B. sich fast ganz zum Protestantismus und litt in den religiösen Bürgerkriegen vielfach. 1632 wurde das Schloß auf Befehl Ludwigs XIII. zerstört.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 522.
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