Berar

[648] Berar (Hyderabad Assigned Districts), Provinz im Innern des britisch-ind. Reichs (s. Karte »Ostindien«), umschlossen von den Zentralprovinzen, Bombay und Haidarabad, zwischen 19' 26´- 21° 46´ nördl. Br. und 75°59´-79°13´ östl. L., 45,888 km groß. B. wird durchzogen im N. von der Gawilgarkette, im S. von den Adschantabergen, zwischen beiden breitet sich eine weite, von der Purna und ihren zahlreichen Zuflüssen befruchtete Niederung (Payan-Ghat) aus, im S. und W. bilden Pain und Wardha, die sich zur Pranhila vereinigen, die Grenze. Einziger See ist der kreisrunde Salzsee Lonar. Das Hügelland besteht aus Basalt und andern Eruptivgesteinen und ist mit wertvollen Waldungen bedeckt, die Niederung besteht aus einer tiefen Lage höchst fruchtbaren schwarzen Bodens. Das Klima ist heiß, besonders in den Ebenen, mittlere Jahrestemperatur 27°, Regenmenge 660 mm; eine Gesundheitsstation befindet sich in den Gawilgarbergen bei Tschikalda (1255 m[648] ü. M.). Die Bewohner (1901: 2,752,418) sind außer etwa 300,000 Mohammedanern, Urbewohnern, Dschaina und Christen (1400) sämtlich Hindu. Die 1284 Elementarschulen wurden 1891 von 50,342 Schülern besucht, außerdem gab es 24 Mittel- und 2 höhere Schulen. Ackerbau ist die Hauptbeschäftigung; man erntet vorzügliche Baumwolle, Weizen, Ölsaat. Der Viehstand betrug 1891: 35,599 Pferde, 19,908 Maultiere und Esel, 1,830,282 Rinder, 332,782 Büffel, 494,935 Schafe und Ziegen. Eisenerze und Kohle sind reichlich, doch wird nur letztere (bei Wun im SO.) ausgebeutet. Waldwirtschaft wird von der Regierung mit Erfolg betrieben. Den Handel fördert die das Land mitten durchschneidende Eisenbahn Bombay-Nagpur mit mehreren Zweiglinien; Hauptplätze für den großartigen Baumwollhandel sind die Hauptstadt Amraoti (s. d.) und Khamgaon. B. zerfällt in sechs Distrikte: Akola, Buldana, Basim, Amraoti, Ellitschpur und Wun und ist dem Generalgouverneur von Indien direkt unterstellt. An der Spitze der Verwaltung steht ein Kommissar unter dem britischen Residenten in Haidarabad. Die Einnahmen betrugen 1891: 1,163,809, die Ausgaben 1,010,766 Pfd. Sterl. – In der ältesten Zeit bildete B. einen Teil des Radschputenreichs Dekhan, kam 1318 unter die Herrschaft Mubarek Shahs, des letzten Königs aus der 2. tatarischen (Khildschi-) Dynastie von Dehli, machte sich aber unter der 3. tatarischen Dynastie 1351 wieder los und bildete einen Teil des 1347 gegründeten Bahmanireichs. Seit 1484 ein eignes Königreich unter den Imad Shahs, wurde es 1572 durch den Nizamshah Morteda I. von Ahmednagar erobert, von Bahadur 1594 an den Großmogul Akbar abgetreten. Nach dem Tod Aurangzebs 1706 im Besitz des Nizams von Haidarabad, wurde es bald von den Marathen besetzt, die es 1804 nach einem unglücklichen Krieg mit England an den Nizam zurückgeben mußten. Dieser überwies B. 1853, um aus seinen Geldnöten zu kommen, an EnglandAssigned Districts«). Aus den Einkünften (500,000 Pfd. Sterl.) werden außer den britisch-indischen Truppen in Haidarabad auch die in B. unterhalten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 648-649.
Lizenz:
Faksimiles:
648 | 649
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika