Burgkmair

[628] Burgkmair (Burckmair), Hans, Maler und Zeichner für den Formschnitt, geb. 1473 in Augsburg, gest. daselbst 1531, Sohn des Malers Thoman B., lernte bei seinem Vater, ging dann zu Martin Schongauer nach Kolmar, war nach dessen Tode noch einige Zeit im Elsaß tätig und trat 1498 in die Augsburger Malergilde. Vorher scheint er nach Italien gegangen zu sein, wo die venezianische Kunst einen entscheidenden Einfluß auf ihn ausübte. Daneben hat er sich aber besonders nach Dürer gebildet. Kaiser Maximilian I. beschäftigte ihn viel. B. war einer der ersten deutschen Maler, die den Stil der italienischen Renaissance in Deutschland heimisch machten. Seine frühern Bilder zeigen einen derben Geschmack, untersetzte Figuren, wulstige Gewandung und wenig sichere Zeichnung, jedoch ein kräftiges Kolorit. Hauptwerke aus dieser frühern Periode sind die Darstellungen der drei Hauptkirchen Roms: Basilica Sancti Petri (1501), San Giovanni in Laterano (1502) und Santa Croce (1504), die für das Katharinenkloster zu Augsburg gemalt wurden (jetzt in der Galerie daselbst). In dem Christus und Maria auf dem Throne darstellenden Altar von 1507 daselbst, aus dem gleichen Kloster, macht sich dagegen schon der Einfluß der Renaissance geltend, der fortan immer stärker hervortrat. Von großer Feinheit der Ausführung sind zwei kleine Madonnenbilder im Germanischen Museum zu Nürnberg von 1509 und 1510 und die heilige Familie von 1511 im Berliner Museum, auf der besonders die Landschaft bemerkenswert ist, wie sich B. überhaupt um die Ausbildung der Landschaftsmalerei in Deutschland verdient gemacht hat. Sein Hauptwerk dieser zweiten Periode ist der Altar mit Christus am Kreuz von 1519 in der Galerie zu Augsburg, der durch tiefe Beseelung der Köpfe, kräftige Farbe und Reinheit der Formen gleich ausgezeichnet ist. Sehr merkwürdig wegen der phantastischen südlichen Vegetation ist der Johannes auf Patmos (1518, in der Pinakothek zu München); der Künstler ließ gern im Hintergrund seiner Landschaft Schneeberge erglänzen, die er von den Wällen Augsburgs erblicken konnte. Von seinen spätern Gemälden zeigt Esther vor Ahasver (1528, Münchener Pinakothek) venezianischen Einfluß. Die Schlacht bei Cannä (1529, Galerie in Augsburg) ist besonders wegen der Trachten des 16. Jahrh. als Sittenbild interessant. B. hat auch Porträte und Wanddekorationen in Fresko gemalt, die zumeist untergegangen sind. Ebenso wichtig wie als Maler ist B. auch als Zeichner für den Holzschnitt geworden; seine Tätigkeit für diesen war sehr umfangreich, und namentlich entwarf er für den Kaiser Maximilian die Holzschnitte zu dem »Weißkunig«, deren Originaltafeln[628] sich in Graz erhalten haben, dem »Triumph« und den »Österreichischen Heiligen«. Von großem Interesse sind auch sein »Turnierbuch« in 52 Bildern (hrsg. von I. v. Hefner, Frankf. 1854–56), an dem auch sein gleichnamiger Sohn beteiligt war, und seine Helldunkelschnitte. S. auch Tafel »Buchschmuck II«, Fig. 1, und Tafel »Heraldik«, Fig. 8. Vgl. Muther, H. Burgkmair (»Zeitschrift für bildende Kunst«, Bd. 19); Alfred Schmid, Forschungen über H. B. (Münch. 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 628-629.
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