Constant de Rebecque

[264] Constant de Rebecque (spr. kongstāng dö röbéck), Benjamin, berühmter franz. politischer Schriftsteller, geb. 23. Okt. 1767 in Lausanne aus einer nach der Aufhebung des Edikts von Nantes emigrierten Familie, gest. 8. Dez. 1830. Er trat in braunschweigische Hofdienste und begab sich zu Anfang der Revolution nach Paris, wo er 1796 vor dem Rate der Fünfhundert mutig die Sache seiner vertriebenen reformierten Landsleute führte. Nach dem 18. Brumaire 1799 Mitglied des Tribunats, vertrat er das Repräsentativsystem und die bürgerliche Freiheit. Seine Reden und Schriften hatten ihm indes die Ungunst des Crsten Konsuls zugezogen, weshalb er 1802 aus dem Tribunat entfernt wurde und Paris meiden mußte. Mit Frau von Stael durchreiste er darauf mehrere Länder, lebte später in Göttingen wissenschaftlicher Beschäftigung und erschien 1814 im Gefolge des Kronprinzen von Schweden wieder in Paris. Hier ließ er sich im April 1815 von Napoleon I. zum Staatsrat ernennen und arbeitete an der Redaktion der Additionalakte. Nach der zweiten Rückkehr der Bourbonen ward er 1819 und 1824 zum Mitgliede der Deputiertenkammer erwählt. Hier und in der Presse, namentlich der »Minerva«, bekämpfte er die reaktionäre Politik der Bourbonen. Nach der Julirevolution stimmte er für die Erhebung des Herzogs von Orléans zum konstitutionellen König und wurde zum Präsidenten des Staatsrats ernannt. C. schrieb: »Cours de politique constitutionelle« (Par. 1817–1820, 4 Bde.; hrsg. von Laboulaye, 2. Aufl. 1872); »Mélanges de litterature et de politique« (1829). Seine »Discours prononcés á la chambre des députés« erschienen 1833 (3 Bde.; teilweise deutsch von Buß, Freiburg 1834). Zur Ergänzung und Erläuterung des Werkes »De la religion considérée dans sa source, ses formes et ses développements« (1824 bis 1830, 5 Bde.; deutsch von Peter, Berl. 1824–27, 3 Bde.) hinterließ er die fast vollendete Schrift »Du polythéisme romain, considéré dans ses rapports avec la philosophie grecque et la religion chrétienne« (1833, 2 Bde.). Außerdem schrieb er noch: »Mémoires sur les cent-jours« (1822, 2. Aufl. 1829), den oft ausgelegten Roman »Adolphe« (1816; hrsg. von A. Franee, 1890; deutsch von Ettlinger, Halle 1898), bearbeitete auch Schillers »Wallenstein« für die französische Bühne und gab Filangieris Werke (1822, 5 Bde.) heraus. Seine Korrespondenz erschien 1844, eine Auswahl seiner »Œuvres politiques«[264] 1874; seine Briefe an Madame Récamier gab Madame Lenormant (1882), »Lettres de Benj. C. à sa famille, 1775–1830« Jean Menos (1888), sein Tagebuch nebst Briefen Melegari (»Journal intime de B. C., etc.«, 1894) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 264-265.
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