Constant de Rebecque

[375] Constant de Rebecque (spr. Kongstang d'Rebeck'), 1) Samuel, geb. 1729 in Genf, stammte aus einer wegen Aufhebung des Edicts von Nantes ausgewanderten reformirten Familie, war Offizier in holländischen Diensten; zog sich bald zurück u. st. 1800 in Genf. Er war Freund u. Verehrer Voltaires u. schr. die Romane: Camille, Paris 1784, 4 Bde. (deutsch von Jünger, Lpz. 1786 f.) u. Laure de Germosan, Par. 1787, 7 Bde. (deutsch von Schatz, Lpz. 1788 f.). 2) Benjamin, Sohn des Vor., geb. 23. Oct. 1767 in Genf, ging 1791 nach Paris, um sich den Staatswissenschaften zu widmen, dann lebte er eine Zeit lang in Edinburg u. später in Erlangen, wo er die Universität besuchte. Nachdem er am Braunschweiger Hofe in die höheren Kreise eingeführt worden war, kehrte er 1795 nach Paris zurück, um das französische Bürgerrecht seiner Familie geltend zu machen. Dort verkehrte er mit Frau von Staël, warf sich als Journalist u. Volksredner auf die politische Carriere, indem er anfangs das Directorium, dann, als er Mitglied des Tribunats geworden war, den Consul Bonaparte heftig angriff. In Folge dessen wurde er aus Frankreich verwiesen, lebte seitdem an mehreren Orten Deutschlands, heirathete in Hannover eine Fürstin Hardenberg u. beschäftigte sich mit dem Studium der Deutschen Literatur. So bearbeitete er u.a. Schiller's Wallenstein für die französische Bühne. 1814 kehrte er nach Paris zurück u. schloß sich an die liberale Partei an; bei Napoleons Rückkehr von Elba wurde er Staatsrath, hielt sich nach der Restauration einige Wochen in England auf u. kehrte 1816 nach Paris zurück. Er entwickelte nun eine agitatorische Thätigkeit als politischer Schriftsteller u. Redner, theils in Flugschriften u. Zeitungsartikeln, theils durch öffentliche Vorträge für den Liberalismus kämpfend. 1819 wurde er vom Departement Sarthe u. später auch von Paris zum [375] Deputirten gewählt u. trat als ein eben so gewandter wie unerschrockner Parteiführer gegen das Ministerium Villèle in die Schranken. Unter Karl X. zog er, resignirend, sich von der Politik zurück u. wandte sich religiösen Forschungen zu, bis ihn die Revolution von 1830 wieder auf den politischen Schauplatz rief. Louis Philipp erhob ihn zum Staatsrath u. schenkte ihm 200,000 Frcs., welche er unter der Bedingung annahm, auch ferner seine freie Meinungsäußerung beibehalten zu dürfen. Er st. wenige Monate später am 8. Decbr. 1830; schr.: De la force du gouvernem. actuel de la France, Par. 1793; De l'esprit de conquête et d'usurpation, Gött. 1813; Mémoires sur les Cent jours, 1822, 2. Aufl. 1829; De la réligion, 1824–30, 3 Bde.; Discours prononcés à la chambre des deputs, 1833, 3 Bde.; Du polythéisme romain, Par. 1833, 2 Bde.; Cours de politique constitutionelle, neue Aufl., Par. 1836, 4 Bde.; den Roman: Adolph, ebd. 1816; Mélanges de lit. et de polit., ebd. 1829; Über die Verantwortlichkeit der Minister, deutsch von Ekendahl. Neust. a. d. O. 1831; gab auch Filangieris Werke, Par. 1822, 5 Bde. heraus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 375-376.
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