Corsīni

[300] Corsīni, einflußreiche florentin. Patrizierfamilie, die seit dem 13. Jahrh. nachweisbar ist. Gherardo C. ist der erste aus ihr, der 1342 oberster Beamter (gonfaloniere di giustizia) in Florenz war. – Andrea C., geb. 30. Nov. 1301, gest. 6. Jan. 1373, Bischof von Fiesole, ward 1629 von Urban VIII. heilig gesprochen. – Lorenzo C. ward 1730 Papst (Clemens XII., s.d.). – Don Neri C., geb. 23. Nov. 1771, gest. 25. Okt. 1845, war unter Ferdinand III. und Leopold II. toskanischer Minister des Innern und trat 1844 nach Fossombronis Tod an die Spitze der Regierung. – Sein Bruder, Don Tommaso C., geb. 7. Nov. 1767 in Rom, gest. 6. Jan. 1856, wurde 1801 Maggiordomo der Königin Maria Luisa von Etrurien, war 1809–14 Mitglied des französischen Senats und wurde 1818 von Pius VII. zum römischen Senator ernannt, legke aber diese Würde bald nieder. 1847 von Pius IX. abermals zum Senator ernannt, zeigte er sich entschieden reformfreundlich, verließ aber Rom bei der Berufung einer konstituierenden Versammlung. Nach der Rückkehr des Papstes war er Mitglied der Consulta di stato. – Sein ältester Sohn, Andrea C., Herzog von Casigliano, geb. 16. Juli 1804, gest. 5. März 1868, war 1849–56 toskanischer Minister des Auswärtigen; der zweite, Neri C., Marquis von Lajatico, geb. 13. Aug. 1805, gest. 1. Dez. 1859, seit 1839 Gouverneur von Livorno, übernahm 1848 im Kabinett Ridolfi das Ministerium des Äußern und des Krieges, zog sich aber schon nach sechs Monaten in das Privatleben zurück. Jetziges Haupt der Familie ist sein Sohn Tommaso, Fürst C. und von Sismano, geb. 28. Febr. 1835, der mehrere Jahre Bürgermeister von Florenz war und seit 1882 dem italienischen Senat angehört. Vgl. Passerini, Genealogia et storia della famiglia C. (Flor. 1858).

Der Palast C., an der Via Lungara in Rom, der nach 1732 seine gegenwärtige Gestalt durch Ferd. Fuga erhalten hat, enthält eine reiche Bibliothek, eine Gemäldegalerie, in der die italienischen Meister des 17. Jahrh. gut vertreten sind, und ein antikes Silbergefäß (aus Porto d'Anzio) mit getriebenem Relief, eine Darstellung des Urteils des Areopags über den Muttermord des Orestes. 1884 wurde er mit den Sammlungen vom Staat angekauft und der Accademia dei Lincei überwiesen. Im Palast C. wohnte und starb 1689 die Königin Christine von Schweden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 300.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika