Darbysten

[512] Darbysten (Darbychristen oder Plymouthbrüder), eine zwischen 1820 und 1830 in England entstandene Sekte, nach ihrem Stifter John Nelson Darby, vormaligem anglikanischen Geistlichen (geb. 18. Nov. 1800 in London, gest. 29. April 1882 zu Bournemouth in Südengland), benannt, erblickt in dem gegenwärtigen Kirchenwesen nur einen allgemeinen Abfall vom Christentum, eine »Bileamskirche«, erwartet die Wiederkunft Christi als demnächst bevorstehend und sucht sich in freier gottesdienstlicher Vereinigung ohne alle kirchliche Organisation und in Zurückgezogenheit vom weltlichen Treiben auf dieselbe vorzubereiten. Den Namen Plymouthbrüder erhielten die D., die sich selbst nur »Brüder« nennen, von der Stadt Plymouth, wo sie sich zuerst in größerer Anzahl um Darby sammelten. Vom anglikanischen Klerus verfolgt, wandte sich Darby 1838 nach Genf und 1840 nach Lausanne, wo er, durch die damaligen waadtländischen Dissidentenbewegungen unterstützt, zahlreiche Anhänger fand. In spätern Jahren machte er auf zahlreichen Reisen Propaganda; auch Deutschland hat er öfter besucht. Darbys Schriften sind in bis jetzt 34 Bänden (Lond., seit 1866) erschienen. 1902 wurden in Westfalen und im Rheinland je 800, in Nassau 1100 D. gezählt, in Württemberg, Bayern, Thüringen nur vereinzelte Gemeinden. Verlag darbystischer Schriften bei Brockhaus in Elberfeld. In den Vereinigten Staaten zählt man 1902: 6661 mit 314 Gemeinden. Dort erscheint die Zeitschrift. »Botschafter des Heils in Christo«. Vgl. Loofs in der »Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche« (4. Bd., Leipz. 1898); Neatby, History of the Plymouth Brethren (2. Aufl., Lond. 1902); Sandmann, John Nelson Darby (Mülheim 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 512.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika