Mülheim

[224] Mülheim, 1) (M. am Rhein) Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regbez. Köln, rechts am Rhein, an der Mündung der Strunder, gegenüber Köln-Nippes (mit dem es durch eine Schiffbrücke verbunden ist), Knotenpunkt der Linien Gruiten-Kalk, M.-Immekeppel, Speldorf-Troisdorf, Köln-Duisburg und Deutzerfeld-M. sowie der Kleinbahn M.-Leverkusen und einer elektrischen Straßenbahn nach Köln, 47 m ü. M., ist sehr alt, aber schön und regelmäßig gebaut, hat 2 evangelische und 5 kath. Kirchen, eine Synagoge, einen Sicherheitshafen und (1905) mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 16) 50,807 Einw., davon 11,984 Evangelische und 256 Juden.

Wappen von Mülheim am Rhein.
Wappen von Mülheim am Rhein.

Die Industrie erstreckt sich auf Draht-, Drahtseil- und Kabelfabrikation, Bau und Installation elektrischer Anlagen, Samt- und Seidenweberei, Fabriken für Segeltuch, feuerfeste Steine, Wagen, Chemikalien, Essig, Tabak und Zigarren, Maschinenriemen etc.; ferner hat M. Schiffbau, ein Walzwerk, Eisengießerei, bedeutende Bierbrauerei, Färberei, Dampfsägewerke, Ziegelbrennerei und Gerberei. Der Handel (besonders Speditionshandel) wird unterstützt durch eine Handelskammer, eine Reichsbanknebenstelle und die Mülheimer Handelsbank sowie durch die lebhafte Schiffahrt auf dem Rhein und die städtischen Werft- und Zollamtsanlagen. Auf der Bergfahrt kamen 1904 an 1915, auf der Talfahrt 1533 Schiffe; das Gewicht der angekommenen Güter betrug 243,784, das der abgegangenen 61,148 Ton. M. ist Sitz eines Amts- und eines Schiffahrtsgerichts, des Landratsamtes des Landkreises M. und hat ein Gymnasium, eine Realschule, ein Waisenhaus und ein Asyl für Waisen und verwahrloste Kinder. Die städtischen Behörden zählen 5 Magistratsmitglieder und 30 Stadtverordnete. In der Nähe die Mülheimer Heide mit Militärübungsplatz. M. erhielt 1322 Stadtrecht, wurde 1614 von den Spaniern unter Spinola zerstört und 28. Febr. 1784 durch schweren Eisgang und Hochwasser arg verwüstet. – 2) (M. an der Ruhr) Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regbez. Düsseldorf, an der Ruhr, mit sechs Bahnhöfen Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Ruhrort-Holzwickede, M.-Duisburg u.a., 38 m ü. M., hat 6 evangelische und 6 kath. Kirchen, Synagoge, Denkmäler des Kaisers Wilhelm I. und des Liederdichters Tersteegen und (1905) mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 159) 93,598 Einw., davon 38,344 Katholiken und 714 Juden. M. hat große Roheisen-, Röhren- und Maschinenfabrikation, Eisengießerei, Walzwerke, Verzinkerei, namhafte Lederindustrie, Glas-, Papier- und Tabakfabrikation, mechanische Weberei, Seilerei, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei, bedeutenden Steinkohlenbergbau etc.

Wappen von Mülheim an der Ruhr.
Wappen von Mülheim an der Ruhr.

Der Handel, unterstützt durch eine Handelskammer und eine Reichsbankstelle (Umsatz 1904: 1139, 8 Mill. Mk.) sowie durch die lebhafte Schiffahrt auf Ruhr und Rhein, ist besonders bedeutend in Kohlen. Den Verkehr in der Stadt und mit dem nahen Duisburg vermittelt eine elektrische Straßenbahn. M. ist Sitz eines Amtsgerichts und des Landratsamts für den Landkreis M. und hat ein Gymnasium, eine Realschule, ein evangelisches und ein katholisches Waisenhaus. Die städtischen Behörden bestehen aus einem Oberbürgermeister, 7 Beigeordneten und 63 Stadtverordneten. M. gehörte früher zum Herzogtum Berg, speziell zur Herrschaft Broich und fiel 1815 an Preußen. 1904 wurden die Landgemeinden Broich (s. d. 1), Speldorf, Saarn, Styrum und Holthusen in M. eingemeindet. Vgl. Klanke und Richter, Geschichte der bergischen Unterherrschaft Broich sowie der Stadt M. an der Ruhr (Mülh. 1891). – 3) Dorf im preuß. Regbez. und Landkreis Koblenz, hat eine kath. Kirche, Schwemmsteinfabrikation, Tongruben, Schamottebrennerei und (1905) 3205 Einw. – 4) (M. an der Mosel) Flecken im preuß. Regbez. Trier, Kreis Bernkastel, rechts an der Mosel, mit Station Lieser- M. an der Staatsbahnlinie Wengerohr-Kues-Bernkastel, hat eine evang. Kirche, Maschinenfabrikation, Weinbau und (1905) 823 Einw.[224]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 224-225.
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