Densusianu

[643] Densusianu, Nikolaus, rumän. Historiker, geb. 18. April 1846 zu Densus in Siebenbürgen, studierte die Rechte in Hermannstadt und ließ sich als Rechtsanwalt in Kronstadt nieder. 1877 nach Bukarest übergesiedelt, widmete er sich vornehmlich historischen Studien. Als die orientalische Frage von neuem auf die Tagesordnung kam, schrieb er (in französischer Sprache): »L'élement latinen Orient. Les Roumains du Sud. Macédonie, Thessalie, Epire, Thrace, Albanie« (Bukar. 1877), worin er die Rechte der »Makedo-Rumänen« auf Provinzial-Selbstverwaltung, auf Errichtung eines rumänischen Episkopats und Einführung der nationalen Sprache im Gottesdienst (diese mit Erfolg) aus historischen Gründen[643] verteidigte. 1878 von der rumänischen akademischen Gesellschaft mit einer Erforschung der ungarischen und siebenbürgischen Staatsarchive betraut (vgl. darüber seinen Bericht »Cercetări istorice in archivele si bibliotecele Ungariei si Transilvaniei«, Bukar. 1880), entdeckte D. unter anderm auch das rumänische Manifest, das die Bedingungen enthält, unter denen das griechisch-katholische Erzbistum in Siebenbürgen 7. Okt. 1698 mit Rom die kirchliche Union einging. Für eine von ihm geplante Geschichte des gesamten Rumänentums in Osteuropa (der die Urgeschichte behandelnde 1. Band erschien erst 1903) unternahm er 1884 eine Forschungsreise durch Kroatien, Dalmatien, Istrien, Italien und Sizilien. Im Auftrage der rumänischen Akademie gab er die »Documente privitóre la istoria Românilor« aus der Zeit zwischen 1199 und 1575 (Bukar. 1887–97, 6 Bde.), eine Zusammenstellung der ältesten ausländischen Urkunden und Aktenstücke zur rumänischen Geschichte, heraus. 1901 begründete er in Bukarest die Rumänische historische Gesellschaft, deren Vizepräsident er gegenwärtig ist; zugleich leitet er die Bibliothek des Großen Generalstabs und bearbeitete die Abteilung »Rumänien« in den Jastrow-Bernerschen »Jahresberichten der Geschichtswissenschaft« (Berl. 1881,1889 bis 1896). D. ist einer der fruchtbarsten Vertreter der siebenbürgisch-rumänischen Gelehrtenschule. Von seinen Werken sind noch hervorzuheben: »Revoluţiunea lui Horia in Transilvania si Ungaria, 1784–1785. seriră pe basa documentelor oficiale« (Bukar. 1884), prämiiert von der rumänischen Akademie; »Monumente pentru istoria Ţerei Făgăraşului« (das. 1885); »Note critice ascepra scrierii d-lui A. D. Xenopol ›Teoria lui Roesler‹« (das. 1885); »Independenţia bisericéscă a Mitropoliei române de Alba Julia« (Brasiovŭ 1892); »Cestionariu despre tradiţiunile istorice si anticitaţile ţerilor locuite de Români« (Bukar. 1893 u. 1895, 2 Tle.); »Originea si importanţa istorică a cavaleriei române. Calaraşi si Roşiori« (das. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 643-644.
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