Dessewffy

[675] Dessewffy (spr. deschäffi), Emil, Graf, ungar. Politiker und Publizist, geb. 24. Febr. 1814 in Eperies, gest. 10. Jan. 1866 in Preßburg, beschäftigte sich frühzeitig mit Staatswissenschaften und lernte dann auf mehrjährigen Reisen die öffentlichen Zustände Belgiens, Deutschlands, Englands und Frankreichs aus eigner Anschauung kennen. Nach 1830 trat er als politischer Schriftsteller von durchaus konservativer Gesinnung auf, zunächst in Gemeinschaft mit seinem Bruder Aurel (geb 1808, gest. 9. Febr. 1842), der[675] bedeutendsten Kraft unter den Konservativen, dessen »Sämtliche Werke« Jos. Ferenczy 1887 in 5 Bänden herausgegeben hat. Emil schrieb gegen Stephan v. Széchenyis (s.d.) Schrift »Hitel«, die »Briefe aus dem Alföld« (1842) etc. und beteiligte sich namentlich 1841 an der Redaktion des konservativen »Budapesti Hirlap«. Während der Revolutionsjahre, wo ein anderer D., Aristid (geb. 1802), im Oktober 1849 zu Arad als Honvédgeneral auf Befehl Haynaus erschossen ward, lebte Emil auf seinen Gütern, mit finanzwissenschaftlichen Studien und der Theiß-Regulierung beschäftigt, und veröffentlichte eine Schrift: »Über die schwebenden österreichischen Finanzfragen« (Pest 1856). Seit 1855 Präsident der Ungarischen Akademie, wurde er 1862 auch zum Vorsitzenden der ungarischen Bodenkreditanstalt erwählt und erwarb sich in beiden Stellungen große VerdiensteAufgaben der Ungarischen Akademie«, 1865). An der Ausübung eines 1865 erlangten Reichstagsmandats hinderte D., der sich schließlich der Deákschen Richtung genähert hatte, Krankheit. – Sein Sohn, Graf Aurel (geb. 1846), Präsident der Bodenkreditanstalt u. des Landwirtschaftlichen Vereins, spielt seit Jahrzehnten eine hervorragende Rolle auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet und ist einer der Führer der Agrarier.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 675-676.
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