Durham [3]

[306] Durham (spr. dörrĕm), John George Lambton, Graf von, engl. Staatsmann, geb. 12. April 1792 in London, gest. 28. Juni 1840 auf der Insel Wight, diente 1809–11 als Leutnant in der Kavallerie, trat 1813 ins Unterhaus und tat sich bald als Redner hervor. Am 17. April 1821 legte er einen Entwurf zur Parlamentsreform vor, der zwar abgelehnt ward, dessen Grundzüge aber später bei der Wahlreform benutzt wurden. Bei Auflösung des Kabinetts Goderich (1828) ward er zum Baron D. ernannt, und nach dem Sturz des Ministeriums Wellington-Peel (1830) trat er als Geheimsiegelbewahrer ins Kabinett seines Schwiegervaters, des Grafen Grey. In dieser Stellung nahm D. 1831 und 1832 bedeutenden Anteil an der Durchführung der Reformbill, schied aber 1833, da die gemäßigte Politik Greys seinen vorgeschrittenen Anschauungen nicht entsprach, aus dem Ministerium und wurde zum Viscount Lambton und Grafen von D. erhoben. 1835–37 war D. Botschafter in St. Petersburg, und 1838 ward er nach dem Ausbruch der kanadischen Unruhen zum Generalgouverneur aller britisch-nordamerikanischen Besitzungen mit ausgedehnter Vollmacht ernannt und wußte energisch und klug den Sturm in Kanada zu beschwören. Da er aber einige Rädelsführer nach der Insel Bermuda verbannte, so wurde er im Parlament angegriffen, und eine von Lord Brougham, mit dem D. persönlich verfeindet war, im Oberhaus eingebrachte Bill bewog das Ministerium, jene Maßregel außer Kraft zu setzen. D. legte sofort sein Amt nieder und kehrte ungeachtet der Sympathiebezeigungen des kanadischen Volkes im November 1838 nach England zurück. Er verteidigte seine Politik durch eine Denkschrift, in der er eine später durchgeführte Reform der britischen Kolonialpolitik vorschlug, zog sich aber, empört über die ihm widerfahrene Unbill, von den Geschäften zurück.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 306.
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