Edwards

[383] Edwards, 1) Richard, einer der ältesten engl. Dramatiker, geb. um 1523 in Somersetshire, gest. 31. Okt. 1566, studierte in Oxford am Corpus Christi College und. vereinigte in sich zur Regierungszeit Elisabeths die Ämter eines Virtuosen in der königlichen Kapelle, Aufsehers der Chorknaben, Sonetten-, Dramen- und Hofschauspieldichters; für Elisabeths Besuch in Oxford 1566 dichtete er ein Stück: »Palamon and Arcite«, über das die Königin »herzhaft lachte«. Von seinen Dramen ist eins sicher erhalten: »The excellent comedy of Damon and Pithias«, gedruckt 1571, 1582 und in Dodsleys »Old plays«; es behandelt denselben Stoff wie Schillers »Bürgschaft«. Auch die Geschichte vom Kesselflicker, die Shakespeare im Vorspiel zur »Zähmung der Widerspenstigen« bearbeitet, ist darin schon benutzt; ob die Sammlung von »Stories«, in der sie zuerst englisch vorkommt (gedruckt 1570), von demselben E. ist, unterliegt jedoch Zweifeln. Mehrere seiner Gedichte finden sich in der 1576 in London erschienenen Sammlung »The paradise of dainty devices« (abgedruckt in »The British bibliographer«).

2) Jonathan, amerikan. Theolog, geb. 5. Okt. 1703 in Windsor (Connecticut), gest. 22. März 1758 in Princeton (New Jersey), wohin er kurz vorher zum Präsidenten der Universität berufen worden, war der scharfsinnigste Dialektiker Neuenglands. Als Prediger und Missionar tätig, schrieb er eine Reihe gelehrter Abhandlungen über theologische und philosophische Fragen, in denen er sich als einer der begabtesten Verfechter des Calvinismus zeigte. Seine Schrift »On the freedom of the will« sicherte ihm einen Platz unter den hervorragendsten Denkern des 18. Jahrh. und übte nicht nur in Amerika, sondern auch in Schottland und England einen großen Einfluß aus.

3) Henry Sutherland, engl. Schriftsteller, geb. 1828 in London und daselbst erzogen, besuchte, nachdem er mehrere Jahre in Paris gelebt, 1856 Rußland bei Gelegenheit der Krönung Alexanders II. und studierte in Moskau längere Zeit Sprache und Sitten Rußlands. Die Ergebnisse dieser Studien legte er 1858 in der Skizzensammlung »The Russians at home« (neue vermehrte Ausg. 1879) nieder. 1862 ging er als Korrespondent der »Times« nach Polen, um die dortige Lage zu studieren, und veröffentlichte als Frucht dieser Reise: »The Polish captivity« (1863, 2 Bde.). Unmittelbar nach Ausbruch des Aufstandes 1863 daselbst, den er vorhergesehen, ward er von der »Times« abermals dahin gesandt. Er war bei mehreren der Hauptereignisse anwesend, wurde zwar aus Warschau verwiesen, durfte sich aber nach Rußland begeben. Er ging über Petersburg nach Moskau und bereiste Südrußland, um über Kiew und Wolhynien nach Galizien zurückzukehren. Seine Erfahrungen und Beobachtungen teilte er in dem Buche »The private history of a Polish insurrection« (1865) mit. Auch dem deutsch-französischen Kriege von 1870/71 wohnte er als Korrespondent der »Times« auf deutscher Seite bei. Er folgte dem königlichen Hauptquartier von Saarbrücken bis Beaumont, machte die dortige Schlacht im Gefolge eines bayrischen Regiments mit, gesellte sich nach der Schlacht bei Sedan zu dem Korps des Generals v. Werder vor Straßburg und durchzog nach Straßburgs Fall das okkupierte Land vom Elsaß bis zur Normandie, wo er zu Rouen und Amiens mit der Nordarmee bis zum Ende des Feldzugs verblieb. Aus Anlaß der Brüsseler Konferenzen über die Reform des Kriegsrechts gab er das Werk »The Germans in France« (1874) heraus, worin er die deutsche Kriegführung in Frankreich einer scharfen Kritik unterzog. Weitere Schriften politischen Inhalts sind: »The Slavonian provinces of Turkey« (1876), »Russian projects against India, from Czar Peter« (1885), »Romanoffs, Tsars of Moscow and emperors of Russia« (1890). Einem andern Gebiet gehören an: »History of the opera« (1862, 2 Bde.), »Life of Rossini« (1869), »Rossini and his school« (1881, neue Ausg. 1899), »The lyrical drama«, eine Reihe von Essays über die moderne Oper (1881, 2 Bde.), »The Prima Donna, her history and surroundings from the [383] XVII. to the XIX. century« (1888, 2 Bde.), »Idols of the French stage« (1889, 2 Bde.). Auch hat E. mehrere Bühnenstücke und einige Romane veröffentlicht: »The three Louisas« (1866), »The governor's daughter« (1868), »Malvina« (1871), »The missing man« (1885), »The case of Ruben Malachi« (1886), »Dutiful daughters. A tale of London life« (1890).

4) Amelia Blandford, engl. Schriftstellerin, geb. 1831 in London, Tochter eines Offiziers, gest. 15. April 1892 in Weston super Mare, schrieb nach sorgfältiger Erziehung bereits 1853 in Zeitschriften und ließ bald eine Reihe von Romanen wie Reiseberichten folgen. Von den erstern nennen wir unter anderm: »Debenham's vow« (1870), »In the days of my youth« (1873), »Monsieur Maurice« (1873); von den letztern: »Untrodden peaks and unfrequented valleys« (1873) und »A thousand miles up the Nile« (1877), mit Zeichnungen von ihrer Hand illustriert. 1887 übersetzte sie G. Masperos »Egyptian archaeology«. Als Dichterin trat sie in London mit einem Bande »Ballads« (1865) hervor, später mit »A poetry book of elder poets« (1879).

5) Henri Milne-E., Zoolog, s. Milne-Edwards.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 383-384.
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