Ficquelmont

[546] Ficquelmont (spr. fìkälmóng), Karl Ludwig, Graf von, österreich. Staatsmann und General, geb. 23. März 1777 zu Dieuze in Lothringen, gest. 6. April 1857 in Venedig, trat 1793 in österreichische Kriegsdienste, nahm an allen Feldzügen gegen Frankreich teil, wurde 1809 Oberst und Generalstabschef des Erzherzogs Ferdinand und im Februar 1814 Generalmajor. In den folgenden Jahren wirkte er als außerordentlicher Gesandter an den Höfen von Schweden, Toskana, Lucca und Neapel. 1829 erhielt er eine außerordentliche Sendung an den russischen Hof, wo er als Vertreter der Metternichschen Politik großen Einfluß hatte. 1839 wurde er nach Wien zurückberufen, um während einer Reise des Fürsten Metternich die auswärtigen Geschäfte zu leiten. 1840 ward F. Staats- und Konferenzminister und Chef der Kriegssektion im Departement[546] des Auswärtigen und 3. März 1843 General der Kavallerie. Nach der Märzrevolution von 1848 trat er in das verantwortliche Ministerium ein (21. März) und leitete die auswärtigen Angelegenheiten. Kolowrats Rücktritt brachte ihn provisorisch an die Spitze des Kabinetts; doch bewog ihn eine feindliche Demonstration des Volkes, das in ihm den Russenfreund und Träger des Metternichschen Systems sah, 4. Mai zum Aufgeben seiner öffentlichen Stellung. Von da ab lebte er in Wien und Venedig. Vgl. seine Schriften: »Aufklärungen über die Zeit vom 20. März bis zum 4. Mai 1848« (2. Aufl., Leipz. 1850); »Deutschland, Österreich und Preußen« (Wien 1851); »Lord Palmerston, England und der Kontinent« (das. 1852, 2 Bde.); »Die religiöse Seite der orientalischen Frage« (2. Aufl., das. 1854); »Rußlands Politik und die Donaufürstentümer« (das. 1854); »Zum künftigen Frieden« (das. 1856).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 546-547.
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