Ford

[757] Ford, 1) John, engl. Dramatiker, geb. im April 1586 in Islington (Devonshire), gest. nach 1639, wurde 1602 Student im Rechtsinstitut Middle Temple und trat 1606 mit einer Elegie auf den Herzog von Devonshire hervor. Auf der Bühne liebte er recht große Szenen mit kraftvoller, manchmal auch bombastischer Sprache. Seine Lustspiele, die erz. T. mit Thomas Decker schrieb, entbehren des Humors; seine Trauerspiele, z. B. »'T is a pity, she's a whore«, sind oft ergreifend, obwohl in Stoff und Ausgang selten erquicklich. Gesamtausgaben von Weber (1811, 2 Bde.), genauer von Gifford (1827, revidiert von Dyce 1869. 3 Bde.; neuer Abdruck 1895).

2) Edward Onslow, engl. Bildhauer, geb. 27. Juli 1852 in Blacksheath, gest. 23. Dez. 1901 in London, machte seine ersten Kunststudien in München, wo er sich zwei Jahre aufhielt und besonders unter der Leitung von M. Wagmüller arbeitete, und später in Antwerpen. Nach London zurückgekehrt, beteiligte er sich dort 1875 zum erstenmal an den Ausstellungen der Royal Academy mit der Büste seiner Gattin, und bald darauf wurde ihm auf Grund eines Wettbewerbs der Auftrag zuteil, die Statue des Sir Rowland Hill für die Börse auszuführen. Nachdem er noch mehrere Büsten (Gladstone, Charles Reade) geschaffen, errang er seinen ersten durchschlagenden Erfolg mit der in einem Lehnstuhl sitzend dargestellten Figur des Schauspielers Henry Irving in der Rolle des Hamlet, die bei großer Schärfe und Feinheit der Charakteristil noch die mehr malerische Art seines ersten Lehrers erkennen ließ. Nachdem F. zwei Studienreisen nach Italien gemacht und dort besonders durch die florentinische Plastik mit Donatello an der Spitze einen starken Eindruck empfangen hatte, trat das Streben nach tiefer, eindringender Charakteristik noch mehr in den Vordergrund, zunächst in zwei weiblichen Gestalten Folly (Torheit) und Echo (1891), dem mit großer Zartheit durchgeführten Abbild eines Mädchens in erster jungfräulicher Blüte, das ihm auf der Berliner Kunstausstellung von 1896 die große goldene Medaille einbrachte. Feinheit der Charakteristik im Verein mit einem sichern Schönheitsgefühl sind auch die Vorzüge seiner monumentalen Arbeiten. 1892 führte er ein Denkmal Shelleys für das University College in Oxford aus, dem in den nächsten Jahren eine Reiterstatue des Lords Strathnaire in Albert Gate (London), das Huxleydenkmal für das naturhistorische Museum in South Kensington, das Denkmal des auf einem Kamel reitenden Generals Gordon in Chatham. das von den sitzenden Figuren der Wissenschaft (s. Tafel »Bildhauerkunst XX«, Fig. 6) und der Gerechtigkeit umgebene Reiterdenkmal des letztverstorbenen Maharadschas von Mysore und das Denkmal der Königin Viktoria in Manchester folgten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 757.
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