Friedberg [1]

[103] Friedberg, 1) Bezirksamtsstadt im bayr. Regbez. Oberbayern, an der Staatsbahnlinie Regensburg-Augsburg, 519 m ü. M., hat 5 kath. Kirchen (darunter eine neue Pfarrkirche im romanischen Stil von 1872), eine alte Burg, Museum, Amtsgericht, Messerfabrik, Bierbrauerei und (1900) 3009 Einw. In der Nähe die Wallfahrtskirche Unseres Herrn Ruh. Am 24. Aug. 1796 siegten hier die Franzosen unter Moreau über die Österreicher unter Latour. – 2) (F. in der Wetterau) Kreisstadt in der hess. Provinz Oberhessen, auf einer Anhöhe an der Usa, Knotenpunkt[103] der Staatsbahnlinien Niederwalgern-Frankfurt a. M., F. – Hanau u. a., ist von altertümlichem Aussehen, noch mit Mauern und Türmen umgeben und hat eine schöne gotische evang. Stadtkirche, eine evang.

Wappen von Friedberg in der Wetterau.
Wappen von Friedberg in der Wetterau.

Burgkirche, eine kath. Kirche, Synagoge, alte, weitläufige Burg, großherzogliches Residenzschloß mit schönem Garten, ein Prediger- und ein Lehrerseminar, ein Gymnasium (mit Realschule), Gewerbeakademie, Obstbau- und landwirtschaftliche Winterschule, Gewerbeschule, Taubstummen- und Blindenanstalt, Amtsgericht, Oberförsterei, Reichsbanknebenstelle, Fabrikation von Zucker, Albuminpapier, Handschuhen u. Leder, Bierbrauerei und (1900) 6889 Einw., davon 1008 Katholiken und 400 Juden. – F. entwickelte sich auf alten römischen Niederlassungen, wird zuerst im 11. Jahrh. genannt und bestand ursprünglich aus zwei getrennten Teilen: Burgfriedberg und Stadt F., die sich öfters befehdeten. Die Stadt ward 1211 durch Kaiser Friedrich II. freie Reichsstadt. Als Pfand kam F. 1349 an den Grafen von Schwarzburg, dann an Mainz, an die Herren von Epstein, Grafen von Isenburg und an die Stadt Frankfurt, die ihr Pfandrecht dem Burggrafen von F. überließen. Im Dreißigjährigen Kriege wurde es 12. Dez. 1634 und 13. Dez. 1640 durch die Kaiserlichen erobert, dagegen 8. und 9. Okt. 1645 von den Hessen vergeblich bestürmt. 1802 fiel die Stadt F. an Hessen-Darmstadt, 1806 wurde die Burgmannschaft aufgelöst, und 1817 verkaufte auch der Burggraf, Graf von Westphalen-Fürstenberg, seine Rechte an den Staat. Aus dem Mittelalter stammen außer der alten Burg das »Judenbad«, ein reich ausgeschmücktes unterirdisches Gebäude aus dem 12. und 13. Jahrh., und der runde Festungsturm (1347 von Adolf von Nassau erbaut). Vgl. Dieffenbach, Geschichte der Stadt und Burg F. (Darmst. 1857); Adamy, Kunstdenkmäler im Kreise F. (das. 1895). – 3) F. in Schlesien, s. Hohenfriedeberg.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 103-104.
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