Furrer

[217] Furrer, 1) Jonas, schweizer. Staatsmann, geb. 3. März 1805 zu Winterthur im Kanton Zürich, gest. 25. Juli 1861 in Ragaz, studierte die Rechte zu Zürich, Heidelberg und Göttingen, ward dann Anwalt in Winterthur, 1834 Mitglied des Großen Rats des Kantons und 1837 dessen Präsident. Da er als Mitglied des Erziehungsrats bei der Berufung von David Strauß an die Züricher Hochschule beteiligt war, mußte er beim Züricher Putsch aus seinen Ämtern weichen, wurde aber schon 1842 wieder in den Großen Rat und 1843 zu dessen Präsidenten gewählt. Als unbestrittenes Haupt der liberalen Partei, die durch seine geschickte Führung wieder-die Oberhand gewann, wurde er im April 1845 zum Bürgermeister ernannt und, da Zürich in demselben Jahr eidgenössischer Vorort wurde, auch Bundespräsident, in welcher Eigenschaft er die durch die Freischarenzüge entzweiten Parteien zu versöhnen suchte, aber mit männlicher Festigkeit die Einmischung der fremden Mächte zurückwies. Als Züricher Tagsatzungsgesandter 1847 und 1848 wirkte er ebenso entschieden wie besonnen für die Auflösung des Sonderbundes und nahm hervorragenden Anteil an der Schöpfung der neuen Bundesverfassung. Nach deren Annahme ward er von seinem Heimatskanton in die Bundesversammlung und von dieser als erstes Mitglied in den Bundesrat und zugleich zum Bundespräsidenten gewählt, welche Würde ihm 1857 zum viertenmal übertragen wurde. In dieser Stellung hat sich F. in den schwierigen Anfangszeiten des neuen Bundes um die Kräftigung desselben hohe Verdienste erworben. Er schrieb: »Das Erbrecht der Stadt Winterthur« (Winterth. 1832). 1895 wurde ihm in Winterthur ein Denkmal errichtet.

2) Konrad, Palästinaforscher, geb. 5. Nov. 1838 in Zürich, studierte daselbst und bekleidet seit 1876 ein Pfarramt, seit 1889 daneben eine Universitätsprofessur für allgemeine Religionsgeschichte, nachdem er 1863 Palästina bereist und sich 1869 als Privatdozent habilitiert hatte. Er schrieb: »Wanderungen durch das Heilige Land« (2. Aufl., Zür. 1891); »Die Bedeutung der biblischen Geographie für die biblische Exegese« (das. 1870, Habilitationsschrift); »Die Bedeutung der allgemeinen Religionsgeschichte für die religiöse Bildung« (das. 1884); »Das Glaubensbekenntnis der abendländischen Kirchen, genannt das apostolische Symbolum« (das. 1891); »Vorträge über religiöse Tagesfragen« (2. Aufl., das. 1895); »Katholizismus und Protestantismus«, Vorträge (4. Aufl., das. 1900); »Vorträge über das Leben Jesu Christi« (das. 1902). Er war auch Hauptmitarbeiter an Schenkels »Bibellexikon« und lieferte wichtige Beiträge zur »Zeitschrift des deutschen Palästina-Vereins«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 217.
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