Gemeindebund, deutsch-israelitischer

[529] Gemeindebund, deutsch-israelitischer, eine freiwillige Vereinigung der jüdischen Korporationen Deutschlands zum Austausch von Erfahrungen im Verwaltungswesen, namentlich aber zur Hebung des sozialen, wissenschaftlichen und ethischen Lebens der deutschen Judenheit. Er ist 1869 in Leipzig gegründet und dort bis zu seiner Domizilierung in Berlin (1882) von Jakob Nachod und Moritz Kohner und einem Ausschuß von 36 Mitgliedern geleitet worden. Heute präsidiert ihm Professor Martin Philippson, der 1896 dem Geheimrat Professor Kristeller in der Leitung folgte. Der etwa 800 Bundesgemeinden umfassende G. schuf unter andern folgende Stiftungen und Institute: Darlehnskasse für Frauen und Jungfrauen, Mendelssohn-Haus in Dessau zur Unterbringung von ausgedienten jüdischen Gelehrten, Arbeiterkolonie[529] in Weißensee, eine Fürsorgeerziehungsanstalt für Knaben in Repzin und eine für Mädchen in Plötzensee, Zunz-Stiftung zur Prämiierung hervorragender jüdisch-wissenschaftlicher Werke, Historische Kommission zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, Stipendienstiftungen für Handwerkslehrlinge, studierende Techniker, Gärtnerlehrlinge, Seminaristen etc., eine Gemeindeunterstützungskommission, die 150 israelitischen Kultusgemeinden Beihilfe zur Anstellung staatlich geprüfter Religionslehrer und zu Schulbauten gewährt, die Friedrich Wilhelm-Viktoriastiftung, die über 1000 Gemeindebeamten Zuschüsse zu Lebens- und Altersversicherungen gibt. Der G. besitzt eine Bibliothek von etwa 5000 jüdisch-wissenschaftlichen Werken, er gibt ein »Statistisches Jahrbuch der jüdischen Gemeinden Deutschlands« (bisher 16 Jahrgänge) und über sein Wirken »Mitteilungen« (bis jetzt 60 Hefte) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 529-530.
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