Geographische Homologīen

[592] Geographische Homologīen nannte Agassiz die Ähnlichkeiten teils in den Umrissen, welche die Festländer, Halbinseln, Inseln, Gebirge, Seen, Meere oder Golfe zeigen, teils in den Bodenerhebungen, die bestimmten Teilen der Erde eigentümlich sind. Allbekannt ist die große Ähnlichkeit in den Umrissen von Celebes und Halmahera (Gilolo); auch das benachbarte Borneo würde, um etwa 100 m tief ins Meer versenkt, in seiner Gestalt sich jenen anschließen. Eine auffallende Übereinstimmung in ihrer Form zeigen ferner Südamerika, Afrika und Australien; alle drei Kontinente endigen nach Süden und nach Osten hin in eine z. T. deutlich hervortretende Spitze und zeigen nach Nordwesten hin eine mehr oder weniger gewölbte Massenanschwellung. Freilich sind der vertikale Aufbau sowie die geologische Struktur dieser Festländer völlig voneinander verschieden, die homologen Räume in den drei Erdteilen zeigen nicht die geringste Übereinstimmung in ihrem Bau. Letztere ist aber bei vielen Gebirgsketten, die in ihrem parallelen Streichen sogen. g. H. zeigen, die nachweisbare Ursache ihres gleichen Verhaltens. G. H. sind von Baco von Verulam, Alex. v. Humboldt, Agassiz, Peschel, Reclus u. a. in großer Zahl, besonders in den Umrissen der Festländer, aufgesucht worden. Aber da die Grenze von Wasser und Land, durch die der Umriß des Festlandes gegeben ist, sich in den geologischen Zeiträumen sehr wesentlich verändert und eine Verschiebung der Strandlinie nach oben oder unten außerordentlich starke Veränderungen in der Gestalt der Länder und Meere hervorrufen muß, können die geographischen Homologien, soweit sie sich auf die Umrisse der Land- und Wasserflächen beziehen, im allgemeinen nichts Beständiges, sondern nur etwas Zufälliges sein. Auch die Versuche von Pissis, Owen, Jourdy u. a., die Umrisse der Festländer auf geometrische Gesetze zurückzuführen oder durch eine Generaltheorie zu erklären, dürften, da sie den vertikalen Aufbau und die innere Struktur der Erdoberfläche ganz unberücksichtigt lassen, als einseitige Spekulationen anzusehen sein. Vgl. Peschel, Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde (2. Aufl., Leipz. 1876); Penck, Geographische Homologien (im »Globus«, 1889) und Morphologie der Erdoberfläche (Stuttg. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 592.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: