Griechisches Feuer

[330] Griechisches Feuer, eine leicht brennbare, stark zündende, wohl auch explosive Mischung, die zuerst 330 unter Konstantin d. Gr. genannt wird, stammt vielleicht aus China, wurde aber angeblich von Kallinikos aus Heliopolis in den Jahren 660–667 erfunden und bestand wahrscheinlich aus gebranntem Kalk, Schwefel, Kohle, Pech, Harz, Erdöl, wohl auch Salpeter etc. Offenbar wechselte die Zusammensetzung im Laufe der Zeit, und bisweilen hat man unter griechischem Feuer wohl nur leicht entzündliches Erdöl zu verstehen. Eine Mischung von solchem Erdöl mit gepulvertem gebrannten Kalk erhitzt sich in Berührung mit Wasser und entzündet sich, wobei Erdöldampf mit Luft eine explosive Mischung bilden kann, die unter starker Detonation mit Flamme und Rauch verbrennt. Die auf Holzwerk gestrichene Masse entzündet sich vielleicht durch den Tau. Mittels einer Art Feuerspritze schleuderten die Alten die Erplosivmischung durch lange Rohren, deren Mündungen man als Rachen wilder Tiere zu stilisieren pflegte, gegen den Feind. Dieser wurde sowohl durch die Wirkung des Feuers als durch den Schreck vor dämonischen Mächten in die Flucht geschlagen. Man hat auch die Brandmasse in hohle Steine, eiserne durchlöcherte Gefäße gefüllt und diese aus Wurfmaschinen auf weitere Entfernungen geschleudert. Man benutzte g. F. als Kampfmittel gegen den Feind und besonders zum Anzünden brennbarer Stoffe. Später ging das Geheimnis des griechischen Feuers durch Verrat an die Sarazenen über, die sich desselben in den Kreuzzügen bei Dyrrhachium, Ptolemais (1101) uno Damiette (1218) mit großem Vorteil gegen die Christen bedienten. In späterer Zeit bezeichnete man häufig als g. F. eine Mischung aus Pulver, Schwefel, Pech, Teer, Erdöl etc. für Brandkugeln, die aus Mörsern geworfen wurden und im Wasser nicht lescht erloschen. Andre Arten des sogen. neuen griechischen Feuers s. Feuer, flüssiges.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 330.
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