Hendrich

[166] Hendrich, Hermann, Maler, geb. 31. Okt. 1856 in Heringen am Kyffhäuser, lernte zuerst in Nordhausen die Lithographie, versuchte sich aber bald auf eigne Hand in der Landschaftsmalerei und ging, nachdem er eine Anzahl von Landschaften nach nordischen Motiven gemalt, nach Amerika, wo es ihm gelang, seine Bilder zu verkaufen. Mit dem Erlös begab er sich nach München, wo er Schüler von J. Wenglein wurde, dessen reiche koloristische Eigenart die seinige stark beeinflußte. Von Jugend auf für die altgermanische Heldensage begeistert, malte er in München einen Zyklus von landschaftlichen Bildern mit Szenen aus der Beowulfsage (1885–86), die das Interesse des damaligen preußischen Gesandten v. Werthern erregten, der H. später Kaiser Wilhelm II. empfahl. Nachdem diese Bilder in Berlin ausgestellt worden und H. selbst nach Berlin übergesiedelt war, wo er noch einige Zeit bei E. Bracht studierte, erhielt er vom Kaiser den Auftrag zu dem Bild: Atlantis, und vom preußischen Kultusministerium wurde ihm ein Stipendium auf drei Jahre verliehen. Neben der nordischen Sage regten ihn besonders die Wagnerschen Musikdramen zu landschaftlichen Schöpfungen an, denen immer trotz ihrer phantastischen Gestaltung und Beleuchtung tiefe und eingehende Naturstudien zugrunde liegen, die er auf zahlreichen Reisen durch Deutschland, nach Norwegen und Italien gemacht hat. Mit Vorliebe schöpft er aber seine landschaftlichen Motive aus der deutschen Heide und von den nordischen Küsten. Seine Hauptwerke sind: Der fliegende Holländer (1890), der Rheintöchter Klage nach Siegfrieds Tode, die Bucht der Abgeschiedenen, das zweite Gesicht, die schlafende Brunhilde (1896), die Midgardschlange, Vineta und das Lied an den Abendstern (1897), Grals Heiligtum (1898) und ein Zyklus von Bildern zu Goethes Märchen von der grünen Schlange (1902). 1901 stattete er die Walpurgishalle auf dem Hexentanzplatz und 1903 die Rübezahlhalle bei Schreiberhau im Riesengebirge mit Wandgemälden aus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 166.
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