Hussein Avni Pascha

[669] Hussein Avni Pascha, türk. Staatsmann, geb. 1819 in dem Dorf Dost-Köj bei Isparta in Kleinasien, gest. in der Nacht vom 15. zum 16. Juni 1876, ward 1845 Hilfslehrer an der Kriegsschule (Harbije-Mekteb), 1850 Major und 1853 Oberstleutnant. Er leitete unter Omer Pascha die Befestigungen der Balkanpässe und Kalafats, ward 1855 Generalstabschef Omer Paschas in Armenien, nach dem Kriege 1856 Direktor der Kriegsschule und Chef des Generalstabs der Armee. 1859 befehligte er im Kriege gegen Montenegro eine Division, ward 1864 Muschir (kommandierender General) des Gardekorps, 1867 Befehlshaber der türkischen Truppen im Aufstand von Kreta, den er 1869 völlig unterdrückte, und hierauf Kriegsminister (Seraskier); er galt als trefflicher Organisator. der die Armee beträchtlich durch neue Formationen vergrößerte. Nach dem Tode seines Gönners Aali Pascha (6. Sept. 1871) wurde er gestürzt und in das Exil nach Isparta geschickt. 1872 wieder Generalgouverneur von Smyrna, wurde er 13. Febr. 1874 Großwesir; doch brachte er die Finanzen durch unvorteilhafte [669] Anleihen in Verwirrung. Am 25. April 1875 in Ungnaden entlassen und zum Generalgouverneur von Smyrna ernannt, begab er sich auf Reisen nach Frankreich und England, ward nach seiner Rückkehr im August 1875 wieder Kriegsminister, aber bereits 2. Okt. wieder entlassen und Wali in Brussa. Von hier aus setzte er sich mit Mahmud Paschas Gegnern, namentlich Midhat Pascha, in Verbindung und zettelte im Mai 1876 die Verschwörung zum Sturz Abd ul Asis' an. In der Nacht vom 29. zum 30. Mai geleitete H. Murad nach dem Palast Dolma-Baghtsche, wo dieser zum Padischah ausgerufen wurde; Abd ul Asis wurde getötet. Hierauf wurde H. wieder Kriegsminister, aber während eines Ministerrats in Midhats Hause von dem Offizier Hassan Bey ermordet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 669-670.
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