Isabey

[39] Isabey (spr. -bä), 1) Jean Baptiste, franz. Maler, geb. 11. April 1767 in Nancy, gest. 18. April 1855 in Paris, war Davids Schüler und wurde später Hofmaler Napoleons I., den er oft begleiten mußte, um merkwürdige Szenen, deren Glanz- und Mittelpunkt dieser war, sogleich im Bild festzuhalten. Nach Napoleons I. Sturz arbeitete der Künstler für die Bourbonen, die er sowie fast sämtliche Souveräne Europas in zahlreichen Bildern darstellte. Isabeys Werke sind äußerst anmutig und seine Bildnisse von großer Treue. Seine Miniaturen gehören zu den ausgezeichnetsten ihrer Art. Er verfertigte um 1805 auch die ersten vollendeten Zeichnungen in der Estampemanier. Als Meisterstück der Malerei auf Porzellan erklärte man die Platte nach Perciers Zeichnung, die in der Mitte Napoleon I. im Ornat und um ihn herum die Büsten der Marschälle und Generale von Frankreich, die 1805 seine Heere kommandierten, darstellt. Auch die auf dem Wiener Kongreß anwesenden Fürsten und Minister hat I. auf Einem Bild vereinigt. Ein sehr gelungenes lithographisches Werk ist die »Voyage pittoresque et romantique dans l'ancienne France«.

2) Eugène, Maler, Sohn des vorigen, geb. 22. Juli 1804 in Paris, gest. 27. April 1886 auf seinem Landgut bei Lagny, war Schüler seines Vaters, bildete sich aber besonders zum Marine- und Genremaler aus. 1830 wohnte er in der Eigenschaft eines königlichen Marinemalers dem Feldzug in Afrika bei und führte eine Reihe Bilder aus diesem aus. Zu seinen besten Darstellungen gehören: der Kampf bei Texel (1839, im Museum von Versailles), der Hafen von Marseille, die Überführung der Asche des Kaisers Napoleon I. (1843), Ansicht von Boulogne (1845), Strand von Etretat in der Normandie bei Sturm (in der Kunsthalle zu Hamburg), Zeremonie in der Kirche von Delft (1847), Heirat Heinrichs IV. (1848), die Einschiffung von A. de Ruyter (1850, im Luxembourg), der Schiffbruch des Dreimasters Emily (1865), Ausgang der Sakristei zu Brügge. Bei kecker Behandlung suchte er namentlich die glänzenden Farben- und Lichteffekte, das Perlen und Sprühen der Wogen, die Wirkungen der Luft, leicht und geistreich wiederzugeben. Diese einseitige Virtuosität wurde freilich oft zur Gleichgültigkeit gegen Form und Charakter der Dinge selbst, die in seinen letzten Bildern, namentlich in Kostümstücken und historischen Genrebildern, bis zur Flüchtigkeit ausartete. Doch hat seine flotte, bestechende Manier einen großen Einfluß auf französische und deutsche Künstler (Hoguet, E. Hildebrandt) ausgeübt. I. hat auch zahlreiche Aquarelle gemalt.[39]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 39-40.
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