Kriegsgeschichte

[668] Kriegsgeschichte, die Geschichte der Kriege eines Volkes, eines Zeitraumes, eines bestimmten Krieges oder auch eines einzelnen Feldzuges, daher wohl zu unterscheiden von der Geschichte des Kriegswesens, welche die Entwickelung der Kriegskunst (s. d.) und der militärischen Einrichtungen im allgemeinen behandelt. Die K. muß als ein Teil der Kriegswissenschaften (s. d.) ein genaues Bild vom Kriegsschauplatz und dem Zustande der feindlichen Heere geben, namentlich soweit diese auf den Gang des Krieges von Einfluß waren; sie muß die Gedanken zu ergründen suchen, die bei der Leitung des Krieges maßgebend waren, die Umstände erforschen, die als Ursache des Gelingens oder Mißlingens der Operationen zu betrachten sind; sie hat endlich den Krieg kritisch zu beleuchten und durch diese Kritik die Grundlage der Erfahrung für die Kriegswissenschaft zu schaffen. Ein umfassendes allgemeines Werk über die K. ist, abgesehen von frühern Versuchen F. v. Kauslers (s. d.), die »Allgemeine K. aller Völker und Zeiten« (deutsch, Kassel 1874–89, 13 Bde.), des Fürsten Golizyn (s. d. 10); kürzer gefaßt sind die Werke von J. v. Hardegg (s. d.) und die populäre »Weltgeschichte des Krieges« von Leo Frobenius (Hannov. 1903). An kriegsgeschichtlichen Werken für einzelne Perioden oder Völker etc., einzelne Kriege und Kriegsepisoden ist die Literatur sehr reich. Besondere Erwähnung verdienen die Arbeiten von Köchly, Rüstow und Kromayer (Altertum), General v. Peucker (Germanen), Boutaric (fränkische Zeit), Stenzel, Mone (deutsches Mittelalter), Heilmann (Dreißigjähriger Krieg), Graf Pajol (Kriege unter Ludwig XV. von Frankreich), Chuquet (Revolutionskriege), Erzherzog KarlFeldzüge von 1796 und 1799 in Deutschland«), Clausewitz (»1796 und 1799 in Italien und der Schweiz«), HöpfnerFeldzug von 1806 und 1807«), Rüstow (»Feldherrnkunst des 19. Jahrhunderts«, »Krieg von 1805«, fast sämtliche Kriege des 19. Jahrh.), BernhardiFriedrich d. Gr. als Feldherr«), Rousset (Krimkrieg), H. Delbrück (»Die Perserkriege und die Burgunderkriege«; »Die Strategie des Perikles«; »Friedrich, Napoleon, Moltke«; »Geschichte der Kriegskunst«). Besondere Bedeutung haben die von den kriegsgeschichtlichen Arbeiten der Generalstäbe der größern Nationen bearbeiteten Werke über K. So hat der preußische Generalstab die Kriege von 1848–50,1864, 1866 und 1870/71, aber auch die Kriege Friedrichs d. Gr., so der österreichische Generalstab die Feldzüge des Prinzen Eugen behandelt (Weiteres s. Generalstab). Die wichtigste Literatur über die einzelnen Kriege s. bei den betreffenden Artikeln. Vgl. Pohler, Bibliotheca historico-militaris, Bibliographie bis 1880 (Kassel u. Leipz. 1886–99, 4 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 668.
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