Kupferalter

[834] Kupferalter (Kupferzeit), eine Kulturperiode zwischen der jüngern Steinzeit und der Bronzezeit, die von einzelnen Prähistorikern angenommen wird, weil in zahlreichen vorgeschichtlichen Fundstätten Kupfergeräte angetroffen wurden. Groß betrachtet dagegen die Kupferzeit der schweizerischen Pfahlbauten nur als eine Unterabteilung der jüngern Steinzeit. Nach Much tritt in den österreichischen und schweizerischen Pfahlbauten als erstes Metall das Kupfer auf und zwar lange vor dem Aufhören des Gebrauches der Steingeräte. Auch ist die lokale Verarbeitung des Kupfers in den Pfahlbauten der jüngern neolithischen Periode durch die Funde von Gußlöffeln und Schmelztiegeln erwiesen. Auf dem Mittenberge bei Bischofshofen (Salzburg) wurde in ca. 1500 m Meereshöhe ein langer Zug verfallener und verschollener Kupfererzgruben aufgefunden; auch die steinernen und hölzernen Geräte, mit denen diese Gruben bearbeitet sind, haben sich daselbst erhalten. Eine besonders reiche Ausbeute an Kupfergeräten haben die vorgeschichtlichen Fundstätten Ungarns ergeben. Für das kupferreiche Cypern, dem das Metall seinen griechischen Namen entlehnt hat, unterscheidet Ohnefalsch-Richter eine besondere Kupferbronzezeit. Die in der zweiten Ansiedelung von Hissarlik-Troja aufgefundenen Kupferdolche zeigen den cyprischen Typus. Die Verwendung des Kupfers war in vorgeschichtlicher Zeit sehr mannigfaltig; neben Messern wurden Nägel, Bolzen, Nadeln, Spangen, Armbänder u. dgl. aus Kupfer angefertigt. Am häufigsten erscheint das Metall in einer Form, die derjenigen der undurchbohrten steinernen Flachbeile entspricht, ferner als roh gegossene Keile, die fast das Ansehen von Barren haben und wohl erst durch Hämmerung ihre definitive Gestaltung erhalten sollten, und als keilförmige Beilklingen (sogen. Celte). Sehr verbreitet war der Gebrauch des Kupfers im vorgeschichtlichen Nordamerika, wo es am Südufer des Obern Sees in großen Stücken in gediegenem Zustand an der Oberfläche gefunden wird und in vorkolumbischer Zeit von den Indianern auf kaltem Wege durch einfaches Hämmern verarbeitet wurde (s. auch Metallzeit). Vgl Much, Die Kupferzeit in Europa (2. Aufl., Jena 1893); Hampel, Altertümer der Bronzezeit in Ungarn (2. Aufl., Budap. 1890) und Neuere Studien über die Kupferzeit (»Zeitschrift für Ethnologie«, 1896); v. Pulszky, Die Kupferzeit Ungarns (Budap. 1884); Reyer, Die Kupferlegierungen, ihre Darstellung und Verwendung bei den Völkern des AltertumsArchiv für Anthropologie«, Bd. 14); Packard, Pre-Columbian copper-mining in North-AmericaSmithsonian Report«, 1892); Montelius, Die Chronologie der ältesten Bronzezeit (Braunschw. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 834.
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