Lette

[454] Lette, Wilhelm Adolf, preuß. Staatsmann, geb 10. Mai 1799 zu Kienitz in der Neumark, gest. 3. Dez. 1868 in Berlin, studierte die Rechte und Philosophie, ward nach dem Wartburgfest als Demagog mit Gefängnis bestraft und trat 1821 zu Frankfurt a. O. in den Staatsdienst. L. ward 1835 Oberlandesgerichtsrat in Posen, 1840 Dirigent der landwirtschaftlichen Abteilung der Regierung in Frankfurt, 1843 Vortragender Rat im Ministerium des Innern für Landeskultursachen, 1844 Mitglied des Staatsrates und 1845 Präsident des neuerrichteten Revisionskollegiums für Landeskultursachen. Im März 1848 half er den Konstitutionellen Klub in Berlin gründen und ward einer seiner Leiter, gehörte der deutschen Nationalversammlung an und war im volkswirtschaftlichen Ausschuß tätig. 1851 in die preußische Erste, 1852 in die Zweite Kammer gewählt, der er bis zu seinem Tod angehörte, wirkte er namentlich für die Befreiung der ländlichen Gemeinden von der gutsherrlichen Vormundschaft und bearbeitete den 1854 eingebrachten »Entwurf einer Landgemeindeordnung für die sechs östlichen Provinzen der preußischen Monarchie«. Wegen seiner Haltung im Landtag 1854 als Mitglied des Staatsrates und bald auch als Mitglied des Landesökonomiekollegiums entlassen, vertrat L. die Grundsätze Steins und Hardenbergs in dem hauptsächlich von ihm gegründeten volkswirtschaftlichen Kongreß, dessen ständiger Deputation er bis zu seinem Tode präsidierte. 1867 wurde er in den Reichstag gewählt, stiftete 1865 in Berlin den Verein zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts, später Lette-Verein genannt (Näheres über letztern s. Frauenfrage, S. 39, und Frauenvereine, S. 46). Von seinen Schriften sind noch hervorzuheben: »Die Landeskulturgesetzgebung des preußischen Staats« (mit Rönne, Berl. 1853–1854, 3 Bde.); »Über die Verfassungszustände in Preußen« (das. 1857) und »Die Verteilung des Grundeigentums im Zusammenhang mit der Geschichte, der Gesetzgebung und den Volkszuständen« (das. 1858). Vgl. das von seiner Tochter (M. Fischer) herausgegebene »Lebensbild des verewigten Präsidenten L.« (2. Aufl., Berl. 1899) und die Gedächtnisrede von P. Goldschmidt (das. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 454.
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