Manzel

[257] Manzel, Ludwig, Bildhauer, geb. 3. Juni 1858 in Kagendorf bei Anklam, bildete sich von 1875–81 auf der Kunstakademie in Berlin, besonders unter der Leitung Schapers, und ging dann auf drei Jahre nach Paris. Nach seiner Rückkehr war er anfangs in der dekorativen Plastik und als Modelleur für kunstgewerbliche Zwecke tätig, widmete sich daneben aber auch der Genre- und Idealplastik. Einer Gruppe: Mutter und Kind folgte 1889 die heroische Gruppe: der Friede durch Waffen geschützt (s. Tafel »Bildhauerkunst XVIII«, Fig. 4), in der sich noch das Studium französischer Vorbilder zu erkennen gibt (1898 in Bronzeguß zu Quedlinburg aufgestellt). In der Figur einer heimkehrenden Feldarbeiterin, die ihr Abendlied singt (in der Berliner Nationalgalerie), zeigte er einen gefunden Realismus. Zu monumentalem Pathos erhob er sich in einer kolossalen Brunnengruppe für Stettin, die Handel, Schiffahrt und Industrie der Stadt symbolisiert und ihm die große Medaille der Berliner Ausstellung einbrachte (1896). Von seinen übrigen Schöpfungen sind zu nennen die Statuette einer Ruhmesgöttin mit dem Reliefbildnis [257] Kaiser Wilhelms I., das Kaiser Wilhelm-Denkmal für Anklam, eine Statue Kaiser Heinrichs III. für das Reichstagsgebäude, die Gruppe des Kurfürsten Friedrich I. für die Siegesallee in Berlin (1900), das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. für Bernburg (1901), die Marmorstatue desselben Kaisers für die Halle des Kaiser Wilhelm-Turmes auf dem Karlsberg (Grunewald) an der Havel (1902) und das Reiterdenkmal des Herzogs Wilhelm in Braunschweig (1904 enthüllt). Er hat eine Zeitlang auch politische Karikaturen für das Witzblatt »Ulk« gezeichnet. M., der königlicher Professor und seit 1895 Mitglied der Berliner Akademie der Künste ist, war bis Ende 1902 Lehrer am Kunstgewerbemuseum und wurde dann zur Leitung des Meisterateliers für Bildhauerkunst an die Hochschule für bildende Künste berufen. Eine Auswahl seiner Skulpturen (20 Lichtdrucktafeln mit Text von Norden) erschien 1905 in Berlin.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 257-258.
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